Kriminalität - von Redaktion
Auf brandenburgischen Baustellen verursachen Diebe 30 Millionen Euro Schaden
In der Landeshauptstadt Potsdam schlagen die Langfinger besonders häufig zu. Polizei sieht immer mehr Banden am Werk.
Potsdam – Die Anzahl der gegen das Eigentum von Bauträgern und Bauherren gerichteten Straftaten ist in Brandenburg weiterhin hoch. Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erfasste im vergangenen Jahr 1.191 entsprechende Fälle, zwei Delikte mehr als im Jahr zuvor. Damit entwickelte sich die Zahl der Diebstähle auf Baustellen und in Rohbauten entgegen dem Landestrend, da die Gesamtzahl der übrigen Diebstahldelikte im Land gegenüber dem Vorjahr um 11,7 Prozent gesunken ist.
Zugenommen hat zudem die Anzahl der Baustellen-Diebstähle unter erschwerenden Umständen. Sie stieg von 739 Straftaten 2016 auf 747 im vergangenen Jahr (plus 1,1 Prozent). Dabei handelt es sich um Fälle, bei denen sich Täter gewaltsam Zugang zu gesicherten Räumen oder Baustellen verschafften und Fälle, bei denen Täter Waffen mit sich führten sowie um Fälle, bei denen der Diebstahl von mehreren Tätern ausgeführt wurde, welche sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden haben, das heißt organisierter Bandendiebstahl. „Der Anteil der Diebstähle unter erschwerenden Umständen machte 2017 annähernd zwei Drittel aller registrierten Fälle aus und bestätigt, dass die Schwerkriminalität zum Schaden von Bauunternehmen und Bauherren ein ganz erhebliches Ausmaß besitzt“, sagte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg e.V. (BBB) nach Bekanntgabe der Fallzahlen durch das Landeskriminalamt.
Schadenssumme der Diebstähle steigt um acht Prozent
Die PKS beziffert die Schadenssumme der 2017 erfassten Diebstahlsdelikte auf brandenburgischen Baustellen auf 2,8 Millionen Euro, gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von acht Prozent. Der tatsächliche Schaden bei den Bauunternehmen ist allerdings höher, da in die PKS nur der Wert des Diebesgutes aufgenommen wird. Durch Diebstahl verursachte Sachschäden an Gebäuden und Einrichtungen, Wiederbeschaffungskosten, Ausfallzeiten, Personal-, Rechts- und Beratungskosten bleiben damit ebenso unberücksichtigt wie Schäden durch Einbrüche und Diebstähle in den Firmensitzen der Bauunternehmen selbst. „Der finanzielle Gesamtschaden der Bauunternehmen ist damit um ein Vielfaches höher und beläuft sich entsprechend eigener Erhebungen unseres Verbandes allein für das Bauhauptgewerbe in Brandenburg 2017 auf rund 30 Millionen Euro“, so Hauptgeschäftsführer Momberg.
Deutliche regionale Unterschiede
Von allen 2017 in Brandenburg registrierten Fällen entfielen 43,4 Prozent auf Westbrandenburg, 30,0 Prozent auf Südbrandenburg und 26,6 Prozent auf Ostbrandenburg. 9,9 Prozent der Baustellendiebstähle geschahen in der Landeshauptstadt selbst. Allein in Potsdam wurden 2017 mit 118 erfassten Baustellendiebstählen annähernd doppelt so viele derartige Delikte gezählt wie in allen kreisfreien Städten Brandenburgs zusammen. Auch wenn die Zahl der entsprechenden Straftaten in Potsdam im Vergleich mit dem Vorjahr zurückging (minus 9,2 Prozent), blieb hier 2017 die Häufigkeitszahl (Straftaten je 100.000 Einwohner) mit 69 deutlich höher als im brandenburgischen Mittel von 48 und war etwa doppelt so hoch wie in den kreisfreien Städten Brandenburg/Havel. (27), Cottbus (33) und Frankfurt/Oder. (26). Die Stadt Potsdam als Schwerpunkt der Baustellenkriminalität bestätigt auch die Schadenssumme, denn 9,7 Prozent der Diebstahlschäden entfielen laut PKS 2017 auf die Landeshauptstadt, 0,8 Prozent auf Brandenburg/Havel., 2,8 Prozent auf Cottbus und 0,8 Prozent auf Frankfurt/Oder. Das schlechte Ranking Potsdams wird nicht dadurch relativiert, dass in der Stadt landesweit die höchste Ansammlung von Baukapazitäten bestünde oder das meiste Baugeschehen stattfände. „Dem ist nicht so, lediglich drei Prozent der brandenburgischen Baukapazitäten und ebenfalls drei Prozent der Bautätigkeit waren 2017 in Potsdam konzentriert“, so Momberg.
Aufklärungsquote in Potsdam stark gesunken
Die Aufklärungsarbeit der Polizei von Brandenburg erwies sich 2017 in den Fällen, wo Bauträger und Bauherren betroffen waren, etwas erfolgreicher als im Jahr zuvor. Die Aufklärungsquote stieg im Landesdurchschnitt von 9,5 Prozent 2016 auf 9,9 Prozent 2017. Sie verblieb damit allerdings 2017 – wie in den Jahren zuvor – erheblich unter der Quote der gelösten Fälle bei den übrigen Diebstahlsdelikten, die sich auf immerhin 26,3 Prozent belief. Lediglich 135 Tatverdächtige wurden 2017 überhaupt ermittelt (minus 11,8 Prozent zum Vorjahr), darunter 33 nichtdeutsche (plus 17,9 Prozent). Auch wiesen die Aufklärungserfolge der brandenburgischen Polizeidienststellen bei Baustellenkriminalität deutliche regionale Unterschiede auf. In Potsdam ist die Aufklärungsquote 2017 im Vergleich mit dem Vorjahr um 49,4 Prozent zurückgegangen und war mit 4,3 Prozent nur halb so hoch wie im Landesmittel, während sie in den Städten Brandenburg/Havel (15,8 Prozent), Cottbus (15,2 Prozent) und Frankfurt/O. (20,0 Prozent) 2017 deutlich über dem brandenburgischen Landesdurchschnitt lag.
„Die uns vorliegenden Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik zeigen, dass Diebstähle auf Baustellen ein großes Problem für die Baubranche in Brandenburg sind, stellen sie doch, abgesehen vom rein finanziellen Schaden, einen schweren Eingriff in den Arbeitsalltag dar und behindern nicht selten den Baufortschritt“, so BBB-Hauptgeschäftsführer Momberg.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Juni 2018 | Seite 8/9 (Regional)