von Redaktion

Auftragsschwund setzt sich ungebremst fort

Orderrückgang beträgt im Januar real 17. 8 Prozent - Tiefbau mit besseren Zahlen - Branche hofft auf positive Effekte von Wachstumschancengesetz

Ungeachtet der Versprechungen der Bundesregierung schlittert der Wohnungsbau immer weiter einer handfesten Krise mit Kurzarbeit und Insolvenzen entgegen. 17,8 Prozent betrug der reale Auftragssrückgang im Januar, ähnlich schlecht wie schon im Vorjahr.   Die gute Entwicklung im Tiefbau verbessert indes die Gesamtstatistik im Bauhauptgewerbe.

Trotz des nun beschlossenen Wachstumschancengesetzes sind die Erwartungen bei den Wohnungsbauuunternehmen pessimistisch für 2024. Grund ist hier  vor allen die zuvor stark gesunkene Zahl der erteilten Baugenehmigungen für den Neubau. Der Hochbau insgesamt – zu dem neben dem Wohnungsbau etwa auch die Errichtung von Gewerbe- und Bürogebäuden  zählt – meldete einen realen Rückgang von zwölf Prozent im Vergleich zum Vormonat.  Die von der Bundesregierung gesetzte Zielmarke von 400.000 Neubauwohnungen - davon 100.000 Sozialwohnungen -  wird Expertenprognosen zufolge auch 2024 weit verfehLt werden. felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) fordert von der Politik Konsequenzen: Entweder mehr Fördermittel oder ein konsequentes Absenken der Baustandards, wie sie vom Bundesbauministerium zum Teil schon seit fast einem Jahr avIsiert sind.

Für Wohnungsbauunternehmen wird es immer schwieriger, Mitarbeiter zu halten

"Für den Wohnungsbaumarkt beginnt das neue Jahr fatalerweise, wie das alte endete. Im Hochbau verzeichnen die Bauunternehmen einen nominalen Auftragsrückgang um knapp 5 Prozent, real um sechs Prozent. Das ist maßgeblich auf den Wohnungsbau zurückzuführen. Hier gingen die Order um ca. 16 Prozent zurück, real um ca. 17,5 Prozent. Das war nach dem deutlichen Einbruch bei den Baugenehmigungen im Vorjahr um fast 100.000 Wohnungen auch nicht anders zu erwarten. Diese Entwicklung macht uns große Sorgen. In der anhaltenden Abwärtsspirale am Markt wird es für die Wohnungsbauunternehmen immer schwieriger, die in den Vorjahren neu an Bord geholten Mitarbeiter zu beschäftigen." So Pakleppa weit

ZDB:  Baumittelstand partizipiert nicht genügend an Verkehrsinfrastrukturprojekten

Anders bewertet Pakleppa die Entwicklung im Tiefbau. "Wir sehen im Tiefbau weiter einen anhaltend positiven Trend. Hier haben die Order um nominal 14 Prozent, real um 11 Prozent zugelegt. Dabei sind die Order im Wirtschaftstiefbau um nominal 22 Prozent gestiegen. Es sind weiter vor allem Großprojekte bei der Energie- und Verkehrsinfrastruktur, die hier zu Buche schlagen. Der Baumittelstand partizipiert hier gleichwohl nicht adäquat. Die Bautätigkeit selbst verlief verhalten. Bei einer gleichen Anzahl von Arbeitstagen fiel die Zahl der geleisteten Stunden gegenüber dem Vorjahr um etwa acht Prozent geringer aus. Zum einen haben uns die vielen Niederschläge witterungstechnisch behindert, zum anderen sind die Auftragspolster, gerade im Wohnungsbau, zu niedrig.

Das beschlossene Wachstumschancengesetz ist ein wichtiges Signal, für das wir dankbar sind. Im Wohnungsbau schafft es samt der degressiven Abschreibungsmöglichkeit bei Wohngebäuden mehr Investitionssicherheit. Bauherren und Branche sind froh, dass die Union dem Gesetz zugestimmt hat. Damit allein ist die deutsche Wohnungsbaukrise aber noch nicht gelöst. Die neuen Zahlen machen eins deutlich: Früher oder später wird die Bundesregierung um eine Entscheidung nicht herumkommen: entweder senkt sie die Anforderungen im Wohnungsneubau oder sie erhöht die Förderungen. Denn bei den hohen Bauzinsen und Materialpreisen sowie den energetischen Anforderungen ist eine Zinsstütze für viele Bauherren die letzte Möglichkeit, überhaupt noch zu bauen. Die Förderprogramme müssen auf den EH 55-Standard ausgerichtet werden und sind langfristig budgetsicher auszustatten.", sagte Pakleppa.

Bauindustrie profitziert von Großprojekten im Wirtschaftstiefbau

„Zu Jahresbeginn setzt sich die ungleiche Entwicklung in der Baubranche fort. Auf der einen Seite die nach wie vor desaströse Situation im Wohnungsbau und auf der anderen Seite  ausgleichende Großprojekte im Wirtschaftstiefbau, in dem Bahn- und Kabelleitungsbau verortet sind.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAE, Tim-Oliver Müller, die Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. Demnach hätte sich der anhaltende Abwärtstrend im Wohnungsbau aus dem Vorjahr auch 2024 ungebremst fortgesetzt: Die Bauunternehmen hätten im Januar 2024 für diese Sparte einen realen Ordereinbruch von 17,5 Prozent gemeldet, das sei der 22 Rückgang in Folge. Und dass, obwohl die Aufträge im Januar des Vorjahres schon um ein Drittel eingebrochen seien. Ein Ende dieser Entwicklung ist – angesichts der stark rückläufigen Wohnungsbaugenehmigungen – auch vorerst nicht abzusehen. Es sei lediglich dem Wirtschaftstiefbau mit einem realen Orderplus von 20 Prozent zu verdanken, dass für das gesamte Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich noch ein leichtes Plus ausgewiesen wurde.  

346 Bauunternehmen meldeten im Februar Kurzarbeit an

Müller: „Der Bau wird gebraucht, heute und in Zukunft. Nicht nur für den Bau von dringend benötigtem Wohnraum, sondern auch für die Instandhaltung und Erweiterung der Verkehrs-, Energie- und sozialen Infrastruktur. Deshalb ist es absurd, dass vereinzelt Bauunternehmen aufgrund schwindender Aufträge überlegen müssen, ihr Personal in Kurzarbeit zu schicken.“ Laut der Bundesagentur für Arbeit hätten im Februar 346 Unternehmen des Baugewerbes für 2.458 Personen Kurzarbeit angezeigt, vor zwei Jahren sei das noch nicht notwendig gewesen. „Noch viel schlimmer sind die wieder stark steigenden Insolvenzzahlen in unserer Branche. Allein im vergangenen Jahr mussten 1.400 Unternehmen des Bauhauptgewerbes Insolvenz anmelden, ein Viertel mehr als 2022. Wir befürchten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, schließlich hat sich der Ertragslage in unserer Branche aufgrund der stark gestiegenen Material-, Energie- und Zinskosten seit 2021 deutlich verschlechtert.“

Nach neuesten Berechnungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes hätte sich die Umsatzrendite im Bauhauptgewerbe von ehemals 10 Prozent im Jahr 2020 auf 6,6 Prozent im Jahr 2022 reduziert, die Eigenkapitalquote sei von 23,6 auf 19,6 Prozent gesunken. Auch für 2023 erwarte der Hauptverband keine Besserung, schließlich hätten 27 Prozent der in der Herbstumfrage der Creditreform befragten mittelständischen Bauunternehmen angegeben, dass ihre Ertragslage weiter gesunken sei, nur 15 Prozent berichten über eine gestiegene Ertragslage. „Angesichts der sinkenden Umsätze wird sich das in naher Zukunft auch nicht ändern. Nach einem realen Umsatzminus in 2023 von 5,2 Prozent ist der Umsatz1 im Januar um 5,3 Prozent gesunken.“

 Bild: Pixabay

 

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: online

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