Verdichtung - von Redaktion

Bauausführung gezielt durch Softwarelösungen unterstützen

Prozessoptimierung: Wolff & Müller setzt bei Kompaktasphalt auf BPO

Pforzheim – Nicht nur im Hochbau, auch im Straßenbau werden zunehmend Potentiale durch Digitalisierung und Vernetzung offen gelegt. Zu den Pionieren auf dem Gebiet der Prozessoptimierung zählt das Beratungsunternehmen Volz Consulting, das mit BPO eine unabhängige Prozesslösung anbietet. Mit BPO arbeiten bereits in sechs Ländern mehr als 20 Lizenznehmer und damit vielfach mehr Systemanwender als mit allen anderen Lösungen zusammen. Die BPO-Lizenznehmer bringen es in Summe auf etwa 10 Millionen Tonnen Asphalt pro Jahr, was etwa 25 Prozent der jährlich in Deutschland hergestellten Menge Asphalt entspricht.

Bereits 2014 entschied Wolff & Müller, die Prozesse im Infrastrukturbau grundlegend zu überarbeiten, um sich im Wettbewerb besser behaupten zu können. Man entschied sich für die Prozesslösung „BauProzessOptimierung“ (BPO) des Pforzheimer Beratungsunternehmen Volz Consulting.

Mit BPO kann die Arbeitsvorbereitung einfacher, schneller und besser erfolgen. Während der Bauausführung werden die Prozessbeteiligten vernetzt, wodurch ein Soll-Ist-Vergleich in Echtzeit entsteht. Abweichungen können direkt erkannt und Handlungsalternativen eingeleitet werden. Nach der Bauausführung stehen Auswertungen und Analysen zur Verfügung.

Am 26. Mai 2016 bahnte sich die Sonne am Rande des Harzes bei Wernigerode den Weg durch die Nebelfelder Sachsen-Anhalts. In der ländlichen Idylle sollten in diesen Tagen mehr als 15.000 Tonnen Asphalt auf der B6n eingebaut werden. Punkt 7 Uhr kippte der erste LKW Bindermaterial in den Beschicker des InLine Pave. Doch etwas war anders als sonst: Der Asphalt sollte binnen vier Tagen nicht nur heiß auf heiß, sondern auch heiß an heiß mit einem zweiten, parallel fahrenden InLine Pave eingebaut werden.

Trotz der Logistikkette von mehr als 50 LKWs und fünf Mischanlagen blieb Thomas Mazureck, Einbaumeister bei Wolff & Müller, gelassen. In einer Hand hielt er einen Tablet-PC, der alle wichtigen Infos bereitstellte: „Mit BPO wird der gesamte Einbauprozess in Echtzeit transparent gemacht. Die LKWs im Zulauf zur Baustelle werden mit ihrer voraussichtlichen Ankunftszeit dargestellt und die eingebaute Tonnage automatisch bilanziert. Der Materialverbrauch wird berechnet und die Restmenge bestimmt, die auf die Mischanlagen verteilt werden kann.“ Die Einbauleistung betrug mehr als 400 Tonnen pro Stunde, die Entfernung zu den Mischanlagen zum Teil mehr als 60 Kilometer mitten durch den Harz.
Während die Organisation der Logistikkette nach dem Just-in-Time-Prinzip bei diesen Randbedingungen schon bei einer konventionellen Baumaßnahme zu einer Herausforderung wird, wird bei Kompaktasphalt Binder- und Deckschicht gleichzeitig eingebaut. Die Belieferung der Baustelle musste zusätzlich Just-in-Sequence auf die Materialerfordernisse abgestimmt werden. Das bedeutete, dass nach vier Lkws mit Bindermaterial ein LKW mit Deckenmaterial eingebaut werden musste.
Die Lieferkette der mehr als 50 Lkws und den bis zu fünf Mischanlagen wurde durch die Bauleitung im speziellen Kompaktasphaltmodul von BPO erfasst. Jan Günther, Bauleiter bei Wolff & Müller, konnte alle Bauabschnitte vor Ort im Baubüro planen. Der Planungsaufwand wird durch BPO deutlich reduziert. Selbst kurzfristige Änderungen können einfach und unkompliziert erfasst werden. Telefonate, Faxe und Mails können reduziert werden. Eine einfache Bedienoberfläche unterstützt die intuitive Nutzung des Systems.
Jan Günther: „Durch die einfache Menüführung kommt man mit BPO schnell zurecht. Durch das Kompaktasphaltmodul wird die Erstellung von Einbau- und Logistikkonzepten gerade für komplexe Bauarbeiten kinderleicht. Notwendig ist nur ein Laptop oder ein Tablet-PC.“
Die zeitliche Taktung der Lkws wurde Just-in-Sequence geplant. Dadurch war für alle Lkw-Fahrer ersichtlich, zu welcher Zeit sie be- und entladen müssen. Diese Vorgabewerte konnten während der Bauausführung in Echtzeit abgeglichen und Abweichungen sofort erkannt werden. Damit blieb die Bauleitung immer informiert, wie viele Tonnen bereits eingebaut waren, welche Mengen sich gerade im Transport befanden und wann die Baustelle voraussichtlich mit dem Einbau fertig werden sollte. Auch bei mehreren Projekten gleichzeitig bleibt der Bauleiter mit BPO durch das Baustellenmanagement-Cockpit über den Baufortschritt aller Projekte informiert.
Die Inbetriebnahme von BPO war ebenso einfach wie die Planung. Spezialhardware ist nicht notwendig. Smartphone oder Tablet-PC genügen. Eine kurze Einweisung auf der Baustelle reichte aus, denn die Benutzeroberfläche von BPO ist an die Anforderungen von Einbaumeistern angepasst.
Thomas Mazureck war durch BPO in der Lage, mit allen Mischanlagen zu kommunizieren und steuernd einzugreifen: „Mit BPO kann ich den Einbau besser koordinieren.“ Aber auch im Baubüro schafft BPO Transparenz. Alle wichtigen Kennzahlen sind auf einen Blick verfügbar – mobil auch auf dem Smartphone. So konnten alle Beteiligten vor Ort erkennen, welche Restmengen noch gemischt und eingebaut werden mussten.
In den Informationsfluss lassen sich auch Lkw-Fahrer integrieren. So können Lkws über die Android App BPO Live in die Kommunikation zwischen Mischanlage und Baustelle aktiv einbezogen werden. Zu vielen Speditionen bestehen bereits Schnittstellen, sodass die GPS-Positionsdaten der Lkws auch automatisch und ohne zusätzliche Hardware und ohne zusätzliche Kosten bestimmt und in BPO angezeigt werden kann.
Die Ist-Daten der Bauausführung werden dokumentiert, archiviert und stehen in der Analysephase zur Verfügung, um einen Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) zu ermöglichen.
Nach der Bauausführung lassen sich unter anderem automatisierte Berichte generieren oder die Wartezeiten der Lkws sowie Verspätungen auswerten. Ursachen für Verzögerungen lassen sich einfach identifizieren.
Insgesamt bietet BPO völlig neue Möglichkeiten für den Straßen- und Tiefbau auf dem Weg zur Digitalen Baustelle. Michael Weber, technischer Geschäftsführer von Wolff & Müller im Tief- und Straßen­bau, sagt: „In der Optimierung von Prozessen sehen wir einen Wettbewerbsvorteil. BPO ist ein wichtiger Schritt in Richtung Digitale Baustelle.“
Das sehen auch weitere Unternehmen so. BPO ist inzwischen ein fester Bestandteil des Straßen- und Tiefbaus und ermöglicht den ersten Schritt zum Building Information Modeling (BIM) im Asphalteinbau – nicht nur in Deutschland.

Zu den mehr als 20 Lizenznehmer zählen neben Wolff & Müller unter anderem Kemna Bau, Johann Bunte, Max Bögl, Fahrner Bau, Stolz, Vogel-Bau, ASA BAU, SAW, Morof und viele mehr. Regelmäßig bietet Volz Consulting Interessenten die Möglichkeit, laufende Baumaßnahmen vor Ort zu besichtigen, die mit BPO geplant und in Echtzeit gesteuert werden.

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: August 2016 | Seite 44

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