Kriminalität -

Baugewerbe führt die Korruptionsstatistik an

Öffentliche Verwaltung ist Hauptbestechungsziel. 294 Millionen Euro Schaden

DBU/Berlin – Lässt man Sondereffekte außer Acht ist das Baugewerbe die korruptionsanfälligste Branche Deutschlands. Das geht aus dem Jahresbericht Korruption vorher, den das Bundeskriminalamt (BKA) Anfang Juli vorgelegt hat. Demnach stammten im vergangenen Jahr 16,2 Prozent der Straftäter, die durch Korruption sich einen Vorteil sichern wollten, aus dem Baugewerbe. Einzig im Dienstleistungsbereich verzeichnet der Bereich einen noch höheren Wert. Dieser ist jedoch laut BKA-Angaben verursacht durch Verfahren des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen im Zusammenhang mit der Auftragsvergabe von Schulfotografen.

Nach dem Baugewerbe folgt mit deutlichem Abstand die Medizin- und Pharmaziebranche. 5,1 Prozent der Korruptionsgeber stammen aus diesem Wirtschaftsbereich, gefolgt von der Automobil-Branche, auf die laut BKA 3,8 Prozent der Korruptionfälle 2017 entfielen.
Insgesamt geht die Anzahl der polizeilich registrierten Korruptionsstraftaten seit Jahren zurück. Der aktuelle BKA-Bericht weist für das vergangene Jahr 4.894 Korruptionsstraftaten aus, rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Gegenüber 2015 beträgt der Rückgang sogar 43 Prozent. Allerdings ist im gleichen Zeitraum die Anzahl der Tatverdächtigen gestiegen von 2.507 im Jahr 2015 auf 2.939 im zurückliegenden Jahr, ein Plus von mehr als 17 Prozent.
Auch die durch Korruption verursachte Schadenssumme ist laut BKA-Daten in den vergangenen angestiegen. Im Schnitt der vergangenen fünf Jahre belief sich die Schadenssumme der polizeilich registrierten Korruptionsfälle auf 234 Millionen Euro. Für 2017 ermittelte das BKA eine Schadenssumme von rund 291 Millionen Euro, ein Anstieg von nahezu 25 Prozent.
In 63 Prozent der Fällen saßen die Korruptionsempfänger in der öffentlichen Verwaltung, gefolgt von der Privatwirtschaft mit 22 Prozent. In zwölf Prozent der Korruptionsfälle waren Strafverfolgungs- und Jusitzbehörden als Empfänger involviert. Nur in drei Prozent der Fälle war der Bereich „Politik“ betroffen.
Laut BKA-Daten wird die Korruption immer häufiger zur „Chefsache“. Während im vergangenen Jahr zumeist gegen Mitarbeiter und Sachbearbeiter wegen Korruption (44,7 Prozent der Fälle) ermittelt wurde, ging im vergangenen Jahr die Korruptions vorrangig von Personen in Leitungs- und Führungsposition aus. Hier stieg der Anteil von 24 Prozent im Jahr 2016 auf 48,6 Prozent im vergangenen Jahr. In 63,8 Prozent der Fälle wollten die Tatverdächtigen Aufträge erlangen, in 13,7 Prozent der Fälle ging es um behördliche Genehmigungen.

Erschienen in Ausgabe: August 2018 | Seite 2

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