Kommentar -

(Bauordnungs)vielfalt als Problem

von DBU-Redakteur Heiko Metzger

Die Bundesrepublik Deutschland ist ein föderaler Staat. Anders als im zentralistisch organisierten Frankreich ist die politische Macht hierzulande nicht an einer Stelle konzentriert. Vielmehr verfügen die deutschen Bundesländer über erhebliche politische Gestaltungsmöglichkeiten. Auf einigen Gebieten – wie zum Beispiel Kultur, Bildung und Innere Sicherheit – sind die Länder sogar tonangebend.
Das trifft auch zu, wenn es um Bauvorschriften geht. Doch hier treten auch die Nachteile des Föderalismus deutlich zu Tage.

Jedes Bundesland hat seine eigene Landesbauordnung: LBO, LBauO, BauO LSA, BauO S-H, HBauO, HBO und so weiter...
Was an die Kürzel giftiger Chemieerzeugnisse erinnert, sind in Wahrheit die offiziel­len Abkürzungen der einzelnen Landesbauordnungen. Sechszehn Stück gibt es davon in Deutschland, und sie sind Gift für die Bauwirtschaft. Denn von Bundesland zu Bundesland müssen bei der Bauwerkserrichtung unterschiedliche Vorschriften beachtet werden. Da Ländergrenzen aber auch mitten durch Ballungszentren verlaufen können, gelten beispielsweise im Rhein-Neckar-Raum drei Landesbauordnungen; Die von Rheinland-Pfalz (LBauO), von Hessen (HBO) und die baden-württembergische (LBO).
Hier wird der Föderalismus zum Hemmnis für effizientes Wirtschaften. Im konkreten Fall für effizientes Bauen. Denn so kann ein Haus, das im baden-württembergischen Mannheim errichtet wurde, nicht ohne Weiteres im rheinland-pfälzischen Ludwighafen nach den gleichen Plänen nochmals gebaut werden. Es gelten andere Bauvorschriften. Und das, obwohl die Innenstädte beider Orte nur durch den Rhein getrennt sind.

Die föderalistische „Kleinstaaterei“ verhindert in Deutschland das serielle Bauen. Das heißt, ein einmal geplantes und genehmigtes Gebäude kann nicht einfach anderenorts nochmals errichtet werden.
Dabei ließen sich durch serielles Bauen die Kosten für die Errichtung eines Gebäudes deutlich reduzieren (wodurch auch die derzeit galoppierenden Wohnkosten für Mieter und Käufer gezügelt werden könnten).

Bei allen Vorteilen und Annehmlichkeiten, die der Föderalismus mit sich bringt, in Sachen kostengünstiges Bauen ist der föderalistische Flickenteppich an Verordnungen und Gesetzen hinderlich.

Um in Deutschland kosteneffizient bauen zu können, brauchen wir eine Harmonisierung der Bauordnungen.

Erschienen in Ausgabe: Juli 2016 | Seite 2

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