von Redaktion
Gebäudehülle und Außenpflaster perfekt aufeinander abgestimmt
Betonsteinpflaster dank 3D-Fugentechnik besonders belastbar
Die 12.000-Einwohner-Gemeinde Remchingen nordöstlich von Pforzheim verfügte bisher über drei Rathäuser – je eines in den Ortsteilen Wilferdingen, Nöttingen und Singen. Für enger verzahnte Verwaltungsabläufe ist ein einzelnes neues Rathaus errichtet worden.
Eine besondere Bedeutung kam auch den Außenflächen zu, die im Zuge der Baumaßnahme neu befestigt wurden. „Die gut 5.000 Quadratmeter großen Flächen fungieren als Bindeglied zwischen dem neuen Rathaus, der Kulturhalle und dem Altenpflegeheim“, sagt Dipl.-Ing. Michael Bauch von den BAMI Ingenieuren aus Remchingen: „Der neu entstandene San-Biagio-Platani Platz wird so zur neuen Mitte Remchingens.“
Daraus ergaben sich auch die besonderen Anforderungen an die Pflasterflächen. So sei es wichtig gewesen, ein Areal mit komplett barrierefreier Bewegungsmöglichkeit zu schaffen. Andererseits werden Teile der Flächen auch von Lkw mit bis zu 40 Tonnen befahren. „Gefragt waren daher Pflasterbeläge, die sowohl optisch passen, als auch den anfallenden Verkehrsbelastungen standhalten“, so Bauch.
Für den Bereich der Außengastronomie und den Eingangsbereich des Rathauses wählten die Planer das Steinsystem ArteLinea aus dem Hause Beton Pfenning aus Lampertheim. Es verfügt über sechs schlanke Steinformate in zwei Bahnenbreiten und wird stets als Reihenverband verlegt.
„Dieses Pflastersystem wirkt ähnlich wie Holzparkett und entfaltet so eine schlichte und doch raffinierte Wirkung“, betont Michael Bauch. „Im Farbton Muschelkalk passt es auch hervorragend zum mineralischen Wandaufbau des Rathauses“, findet er. Extra für dieses Objekt habe der Hersteller die Steine in einer Stärke von 10 Zentimetern gefertigt. „Daher stellen auch gewisse Verkehrsbelastungen für diesen Belag kein Problem dar“, freut sich Bauch.
Die restlichen rund 3.500 Quadratmeter wurden mit dem Steinsystem CombiStabil Natura im Farbton Platin gepflastert. Die Steine im Format 21 mal 21, 14 mal 21, 14 mal 14 und 14 mal 7 Zentimeter stammen ebenso vom Hersteller Beton Pfenning und besitzen eine Natursteinoptik.
Sie entsteht sowohl durch eine werkseitige Texturierung der Oberflächen als auch mittels einer kontrollierten Bearbeitung der Steinkanten. Michael Bauch: „Mit dieser Optik gelingt es, die umliegenden Gebäude über die Flächen miteinander zu verbinden und das gesamte Areal in einen ruhigen Rahmen zu setzen.“
Für das Steinsystem CombiStabil Natura stellt auch die hohe Verkehrsbelastung kein Problem dar - dank der D-Punkt-Fugentechnik. Dabei kommt es bei der Verlegung der Steine nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten. Die zur regelmäßigen Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird systembedingt stets eingehalten. Damit findet zwischen den Steinen immer eine optimale Kraftübertragung statt.
Beim eigentlichen Rathausbau sind Tragwerk, Fassade und Dämmung in einer authentischen Komposition umgesetzt worden. Die Außenwand wirkt wie ein großer Block. Das stärkt den Eindruck der soliden Wertigkeit des polygonalen Baukörpers.
Gleichsam verleiht es ihm hervorragende Eiegenschaften hinsichtlich Raumklima und Akustik. Grundlage dafür war Liapor-Leichtbeton für die Gebäudehülle.
Aus der Nähe betrachtet, erscheint das fünfeckige Gebäude dank seiner zahlreichen Eingänge als offenes und zugängliches Objekt, das zum Betreten einlädt. Der Blick vom Atrium aus reicht bis nach oben zu den acht asymmetrisch angeordneten Dachflächenfenstern.
Wie in einem Kaleidoskop scheinen sich die verschiedenen Gebäudeebenen in Farbe und Form auf wundersame Weise immer wieder neu zu verschieben und ineinander überzugehen. Vom Atrium aus erschließen sich Bürgerbüro und Gastronomie. In den darüber liegenden Stockwerken gibt es Büros, den Trausaal sowie den zweigeschossigen Ratssaal inklusive Galerie und Terrasse.
„Das neue Rathaus ist als neue Mitte für Begegnung und Kommunikation konzipiert“, erklärt Architekt Thomas Steimle von Steimle Architekten BDA in Stuttgart. „Es ist ein offenes Haus, das für die Bürger erlebbar ist.“
Den Rahmen für das Erleben des Rathauses bildet die sandig-travertinfarbige Gebäudehülle. Sie besteht aus rund 550 Kubikmetern Liapor-Leichtbeton vom Typ LC12/13 mit Liapor F3,5 und Sand K0-4. Mit dem Leichtbeton konnten Tragwerk, Fassade und Dämmung in einer Einheit umgesetzt werden. „Eine ehrliche und authentische Komposition“, sagt Thomas Steimle.
Auch die positiven Eigenschaften des Liapor-Leichtbetons hinsichtlich Wärmespeicherung und Raumklima spielten eine Rolle. „Die Wand kann die internen Wärmelasten der Verwaltungsnutzung sehr gut aufnehmen und speichern, während die Nachtluftspülung wiederum die Wärme sehr schön wieder freigibt“, so Steimle
Nicht zuletzt passe der Baustoff auch ideal zur beabsichtigten Wirkung des Objekts. „Die massive, monolithische Gebäudehülle stärkt den Eindruck von Solidität und verankert den Baukörper im und mit dem Ort“, so Thomas Steimle. Durch seine starke bauliche Präsenz definiert das Rathaus die innerstädtische Struktur neu und setzt klare Platzkanten.
Eine der größten Herausforderungen dabei lag darin, den Liapor-Leichtbeton komplett und homogen zu durchfärben. Daher wurden für die passende Feuchtesättigung die stark saugenden Zuschlagstoffe über Nacht vorgenässt.
Die Mischung zur einheitlichen Betonmasse erfolgte etappenweise. So war sichergestellt, dass der gesamte Leichtbeton homogen farbig erscheint.
Im Anschluss wurden die Außenwände betoniert und die Zwischendecken eingestellt. Betoniert wurde immer bis Oberkante Brüstung Fenster, mit einem anschließenden, drei Zentimeter starken Versatz nach außen zum nächsten Geschoss. Als Folge nimmt die Wandstärke von 54 Zentimetern im Erdgeschoss auf 63 Zentimeter im dritten Obergeschoss zu.
„Der Versatz wirkt als Schattenkante und die Betonierabschnitte erfahren dadurch eine sehr saubere Gliederung“, so Thomas Steimle. Auf diese Weise wurde eine klare Lineatur um das gesamte Gebäude herum ausgeformt, die sich in der klaren, gerasterten Fassadenstruktur mit den großen Fensteröffnungen fortsetzt.
Hergestellt und geliefert wurde der Liapor-Leichtbeton von der TBG Transportbeton GmbH & Co. KG in Ellmendingen, den Rohbau übernahm die Dupré Bau GmbH & Co. KG in Speyer. Nach knapp dreieinhalbjähriger Bauzeit wurde das neue Rathaus Anfang 2020 feierlich eröffnet.
von Redaktion
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