Strassenbau - von Redaktion
Beton und Asphalt aus einer Hand
Maschinen der Wirtgen-Gruppe sanieren Bundesautobahn A5
Windhagen – Reine Beton- oder Asphalt-Autobahnen gibt es insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten Deutschlands kaum noch. Je nach baulichen Randbedingungen und prognostizierter Belastung werden Hybrid-Strecken gebaut, so wie auf der Autobahn A5 bei Karlsruhe. Dort sanierte der Generalunternehmer, die Bickhardt Bau AG, einen 2,3 Kilometer langen Abschnitt und setzte dazu unterschiedlichste Wirtgen Group-Geräte aus der Beton- und der Asphaltsparte ein.
Zuerst sorgte ein Anbaustabilisierer von Wirtgen zusammen mit einem Walzenzug von Hamm für den optimal verdichteten Unterbau. Dann entstand das Gros der Strecke als Betonfahrbahn mit Gleitschalungsfertigern von Wirtgen. Direkt im Anschluss bauten Asphaltfertiger von Vögele und Tandemwalzen von Hamm die benachbarten Zu- und Abfahrten sowie einen 100 Meter langen Abschnitt im Bereich einer Brücke aus Asphalt.
Wirtgen WS 250 und Hamm H 20i schaffen die Basis
Die alte Betonfahrbahn wurde auf der kompletten Distanz entfernt. Der Unterbau musste anschließend teilweise neu verfestigt und teils aus Gründen des Wasserschutzes komplett neu eingebaut werden. Die Herstellung dieser 30 cm dicken Verfestigung übernahm ein Wirtgen Anbaustabilisierer vom Typ WS 250 zusammen mit einem 20 Tonnen schweren Walzenzug von Hamm.
Dank seines leistungsstarken Fräs- und Mischrotors sowie des hohen Materialdurchsatzes – bedingt durch den optimalen Materialflusses im Mischraum –sorgte der Anbaustabilisierer für die gründliche und effiziente Durchmischung des Bodens. Dahinter verdichtete der Walzenzug H 20i die verfestigte Schicht zügig. Dabei brachte er die geforderte Verdichtung mit der gewünschten Tiefenwirkung in den Unterbau ein. Dank seiner hohen Verdichtungskraft und einer statischen Linienlast von über 60Kilogramm pro Zentimeter war dieser Auftrag für den Hamm Walzenzug eine einfache Aufgabe.
2 x Wirtgen SP 1500: Einbauzug für zweilagigen Betoneinbau
Auf der Tragschicht wurde ein Vlies zur Rissüberbrückung und zur Wasserableitung verlegt. Darauf setzte sich der Gleitschalungsfertiger SP 1500, gerne auch als „fahrende Straßenfabrik“ bezeichnet, in Bewegung und baute lärmmindernden, langlebigen und griffigen Waschbeton der Festigkeitsklasse C 30 / 37 mit insgesamt 27 Zentimeter Dicke auf einer Breite von 12,50 Meter und 15,00 Meter ein. Die Besonderheit: Die Betondecke besteht aus zwei Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung, wird aber in einem Einbauprozess frisch in frisch hergestellt.
Auf dem 22 Zentimeterstarken Unterbeton, hergestellt aus lokal verfügbaren Kiesen (Korngröße 0/32) liegen 5 Zentimeter Oberbeton. Der Edelsplitt im Oberbeton weist eine maximale Korngröße von 8 Millimeter auf. Dazu kommt ein deutlich höherer Zementanteil. Dieser Fahrbahnaufbau reduziert die Baustoffkosten spürbar.
Für diese Bauweise sind im Einbauzug die Komponenten für die beiden Prozessschritte auf zwei Maschinen aufgeteilt: Im ersten SP 1500, dem Unterbetonfertiger, befinden sich Dübel- und Ankersetzer, die automatisch in vorgegebenen Abständen die Dübel und Anker zur Bewehrung in den Unterbeton einbringen. Unmittelbar dahinter fährt der zweite SP 1500, der Oberbetonfertiger, mit Quer- und Längsglätter. Diese Glätteinrichtungen verleihen dem Betonprofil die gewünschte hohe Ebenheit.
Im Anschluss sorgt ein Nachbehandlungsgerät, der TCM 1800 von Wirtgen, für das Finish der Oberfläche. So wird zum Beispiel durch das Auftragen eines Oberflächenverzögerers das Erstarren und die Anfangserhärtung an der Betonoberfläche (zirka 1 Millimeter) für eine begrenzte Zeit verhindert und durch eine Nachbehandlungsdispersion das Austrocknen der Betonoberfläche und damit das Entstehen von Rissen an der Oberfläche vermieden. Außerdem kann der TCM 1800 dem Beton – wenn gewünscht – eine definierte Textur verleihen.
Für den Betoneinbau war das Team von Bickhardt Bau rund um die Uhr im Einsatz. Dabei ist die Logistik eine der großen Herausforderungen: Man benötigt zwei verschiedene Baustoffe, die zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge am richtigen Ort verfügbar sein müssen. Einbaumeister Jörg Ackermann, seit 25 Jahren in diesem Geschäft tätig, beschreibt das so: „Der zweischichtige Einbau von Beton gleicht einem Planetengetriebe: Es gibt viele Bausteine, die für den Erfolg wichtig sind. Dabei gibt der Wirtgen Fertiger den Takt vor. Er ist das Sonnenrad.“ Das Team baute den Beton – insgesamt 7.500 Kubikmeter – in etwas mehr als 2,5 Tagen ein. Das war übrigens nicht der einzige Gleitschalungsfertiger von Wirtgen auf dieser Baustelle: An zwei anderen Stellen war ein SP 500 im Einsatz. Er baute eine 600 Meter lange, zusätzliche Abbiegespur unmittelbar neben dem 12,50 Meter breiten Betonprofil ein.
Auffahrten, Abfahrten und eine Unterführung in Asphalt
Johannes Foos, Bauleiter beim Auftraggeber, dem Regierungspräsidium Karlsruhe, hat eine klare Meinung zum Einsatz von Beton und Asphalt: „Beton ist für diese hoch belastete Autobahn der richtige und nachhaltige Baustoff. Auf den meisten Auf- und Abfahrten hingegen haben wir deutlich weniger Verkehr. Hier ist Splittmastix-Asphalt das Material der Wahl. Es wird genug belastet, um nicht zu verspröden, aber die Belastung ist nicht hoch genug, um Spurrinnen entstehen zu lassen.“
Deshalb wurden zusätzlich zur grundhaften Sanierung der Betonfahrbahn die Auf- und Abfahrten rund um das Autobahnstück entsprechend ihres Verschleißzustandes saniert. Bickhardt Bau erneuerte dort die Asphaltdeck- und -binderschicht – insgesamt rund 12.000 Quadratmeter. Außerdem hat das Team einen 100 Meter langen Abschnitt im Bereich eines Brückenbauwerks asphaltiert. Hier wurden 14 Zentimeter Tragschicht (AC 32 TS) und 8 Zentimeter Binderschicht (AC 16 BS) auf einer Breite von 10,30 Meter in einem Tag eingebaut. Diese Jobs erledigten ein Vögele Fertiger vom Typ SUPER 1900-2 und Tandemwalzen DV 85 VO von Hamm. Nachdem sie ihren Job erledigt hatten, wurde darauf eine Gussasphaltdecke eingebaut.
Hochverdichtung erfüllt höchste Ansprüche
Auf der Baustelle bei Karlsruhe war der SUPER 1900-2 mit einer Ausziehbohle AB 600 TP2 im Einsatz. Michael Fuchs, Polier der Schwarzdeckentruppe, gefällt die Bohle, denn „die Ausziehbohlen von Vögele sind stabiler und verwindungssteifer als andere Lösungen.“ Grund dafür ist die hochstabile Einrohr-Teleskopführung. Mit ihrer Hilfe kann schnell und exakt die richtige Arbeitsbreite eingestellt werden. Und Michael Fuchs findet, dass Vögele Fertiger einfach „das bessere Einbaubild produzieren“, denn bei ihnen werden Glättbleche, Tamper- und Pressleisten besonders gleichmäßig beheizt.
Doch der SUPER 1900-2 verfügt noch über weitere Merkmale, um maximale Qualität konstant zu liefern, zum Beispiel bei der Materialaufnahme. Dort sorgen große, pendelnd gelagerte Abdruckrollen für eine ruckfreie Beschickung durch die LKW – eine wichtige Voraussetzung für größtmögliche Ebenheit.
Für die Höhenregulierung und Nivellierung nutzt Bickhardt Bau die Nivellierautomatik Niveltronic Plus in Verbindung mit den jeweils passenden Sensoren aus dem umfangreichen Vögele Programm. So gab es auf dem kurzen Stück zwischen den Betonfahrbahnen keinen Leitdraht. Stattdessen diente auf der ersten Bahn die angrenzende Schlitzrinne als Referenz. Sie wurde von einem Ultraschallsensor übernommen. Den Rest erledigte die Niveltronic Plus zusammen mit einem Neigungssensor.
Vögele SUPER 1900-2: Bedienerfreundlichster Fertiger
Der Fertigerfahrer Pascal Reichmann arbeitet schon seit fünf Jahren auf dem SUPER 1900-2. Er ist nach wie vor begeistert von seinem Arbeitsgerät. Für ihn ist es „der bedienerfreundlichste Fertiger auf dem Markt“, unter anderem wegen der durchdachten Details, der Aufteilung der Bedienelemente, der einfach verschiebbaren Bedienpulte und den schwenkbaren Sitzeinheiten.
Fertigerfahrer mit Zertifikat
Reichmann ist auch stolzer Besitzer eines „Fertigerführerscheins“, genauer: er ist „Geprüfter Fertigerfahrer“. Um dieses Zertifikat zu erlangen, bieten verschiedene Stellen eine spezialisierte Fortbildung an. Reichmann war dazu für eine Woche im Werk von Vögele in Ludwigshafen: „Dort haben wir viel über die Maschinen, über Sicherheit, Logistik und Asphalt als Baustoff gelernt. Das kann ich jeden Tag auf der Baustelle anwenden.“
Hamm DV 85 VO: Walze mit Aussicht
Für die abschließende Verdichtung waren auf dieser Baustelle zwei DV 85 VO von Hamm im Einsatz. Die schemelgelenkten Tandemwalzen sind die ideale Besetzung für diesen Job, denn auf der relativ kleinen Fläche mussten viele Ecken und Anschlüsse verdichtet werden. Walzenfahrer Nikolaj Schneider hatte dabei vom verschiebbaren Sitz aus immer einen hervorragenden Blick aus der Kabine auf die Bandagenkante.
Aber das ist nicht das Einzige, was er an der DV 85 VO mag: „Ich habe schon andere Walzen ausprobiert. Die Hamm Walzen sind immer leiser gewesen als die Maschinen anderer Hersteller.“ Ein Grund dafür ist die gute Lärmdämmung. Ein anderer Grund ist der konzeptionelle Aufbau der Maschine, denn Hamm legt auch auf „weiche Faktoren“ wie den geringen Lärmpegel in der Kabine viel Wert.
Schneider, seit über 20 Jahren Walzenfahrer, schwärmt auch für die Wasserberieselung bei der Serie DV: „Ich kann die Wassermenge perfekt einstellen, so dass immer genügend Wasser auf der Bandage ist. Nicht zu wenig und nicht zu viel.“ Die feine Einstellung verhilft ihm und seiner Walze zu einer Top-Qualität. Dabei legt er eine hohe Produktivität an den Tag, weil durch die exakte Dosierung der Wasserverbrauch minimiert wird und Tankstopps entsprechend selten sind. Die beiden Sichtfenster im Kabinenboden erlauben zudem eine perfekte Sicht auf die Bandagen-
oberfläche. Der Fahrer kann somit zu jeder Zeit sehen, ob die Bandagen ausreichend berieselt sind.
Qualität mit Oszillation
Nicht zuletzt ist er auch ein Fan der Oszillation, und das aus gutem Grund: Mit dieser Technologie wird bei der Asphaltverdichtung zum Beispiel die Überverdichtung bzw. Kornzertrümmerung verhindert. Außerdem erzeugt man so dichte Nähte, ohne die benachbarten, kalten Asphalt- oder Betonflächen zu schädigen. Und nicht zuletzt können die Oszillationswalzen auch in schwingungssensiblen Bereichen schnell und effizient verdichten. Das heißt auf Brücken und Rampen, oberhalb von Gas- und Wasserleitungen und in der Nähe von Bahnanlagen oder historischen Bauten sind sie klar im Vorteil gegenüber der klassischen Vibrationsverdichtung. Und zwar hinsichtlich Verdichtungsleistung und Qualität.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: März 2017 | Seite 18