Interview -

Das Rüstzeug für die Digitale Revolution am Bau
Interview mit Dirk Backhofen, Leiter Marketing Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland
DBU/Dresden (Sachsen) – Mitte März hat in Hannover die weltgrößte IT-Messe Cebit stattgefunden. IT-Firmen aus aller Welt zeigten die neusten Innovationen der Informationstechnologie. Einige der präsentierten Neuheiten werden in den kommenden Jahren die Arbeitsprozesse in den Unternehmen gewaltig umkrempeln. Die Deutsche Telekom gehört regelmäßig zu den größten Ausstellern der Cebit. In diesem Jahr hat der Bonner Konzern auf der Messe fünf so genannte Digitalisierungspakete vorgestellt, die speziell auf die Bedürfnisse des Mittelstandes zugeschnitten sind. Die Deutsche Telekom will damit die anstehende vierte industrielle Revolution, „Industrie 4.0“, maßgeblich unterstützen und vorantreiben. Hierzu hat der IT-Riese die Mittelstands-Offensive „Mittelstand - Die Macher“ gestartet. In einer dazugehörigen Veranstaltungsreihe bringt die Telekom ihre Cebit-Innovationen zu den Unternehmern vor Ort. Der BauUnternehmer hat an der Eröffnungsveranstaltung in Dresden teilgenommen und sprach mit Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland, über die Digitalisierung der Wirtschaft, die vierte industrielle Revolution und über die Leistungen der Telekom.
Der BauUnternehmer (DBU): Herr Backofen, die Digitalisierung der Arbeitswelt ist seit Jahren im Gange. Sie sagen, die deutsche Wirtschaft habe die erste Halbzeit der Digitalisierung verloren. Was meinen Sie damit?
Dirk Backofen: Wenn wir über die „erste Halbzeit der Digitalisierung“ reden, dann sprechen wir über kostenlose Cloud-Dienste, wie das soziale Netzwerk Facebook oder den Telekommunikationsdienst Whatsapp. Diese stehen den Nutzern häufig kostenfrei zur Verfügung. Die Nutzer bezahlen quasi mit ihren Daten. Denn die Informationen, die die Nutzer in diesen Cloud-Diensten bereitstellen, gehören gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt den Nutzern selbst.
Die erfolgreichsten Unternehmen auf diesem Gebiet kommen aus den USA und Asien. Deshalb kann man sagen, dass die deutsche Wirtschaft die „erste Halbzeit der Digitalisierung verloren“ hat.
DBU: Und was ist die „zweite Runde“?
Backofen: In der zweiten Halbzeit geht es um die anstehende vierte industrielle Revolution, konkret um die digitale Vernetzung von Prozessen und Maschinen. Dabei ist es ganz wichtig, dass die Daten definitiv weiterhin den Firmen gehören, die sie online einstellen. Es geht nämlich um Patente und andere wertvolle Informationen. Die Daten müssen sicher aufbewahrt werden in Hochsicherheitsrechenzentren in Deutschland.
Es ist wichtig, dass die Spielregeln der zweiten Halbzeit in Europa definiert werden und nicht in Amerika oder Asien. Denn so kann die deutsche Wirtschaft entscheidend am Erfolg dieser digitalen Wertschöpfungskette teilhaben.
DBU: Warum spricht man von der „vierten industriellen Revolution“?
Backofen: Historisch haben wir bereits drei industrielle Revolutionen erlebt. Die erste setzte mit der Erfindung der Dampfmaschine ein, die zweite ist eng mit der Elektrizität verknüpft, die dritte industrielle Revolution bezeichnet den Umbruch, den Computer und Digitalisierung mit sich gebracht haben.
Nun stehen wir vor der nächsten, der vierten industriellen Revolution. Deren Hauptmerkmale sind die Digitalisierung der Arbeitsprozesse und die Kommunikation zwischen Maschinen. Als Kurzform hat sich hier „Industrie 4.0“ etabliert.
Die Revolution wird dazu führen, dass die ganze Industrie komplett neue Zulieferungsketten aufbaut, die auf digitalen Standards basieren und die vollständige Prozesssteuerung abdecken. Konkret heißt das: Wenn eine Großfirma Zulieferungsteile braucht, dann beauftragt sie diese nicht mehr per Vertrag, sondern die ruft sie digital aus einem Rahmenvertrag beim Zulieferer ab. Aber natürlich kommt dann nur der Zulieferer zum Zuge, der seine Prozesse in den gleichen digitalen Standards organisiert hat.
Aber genau hier ist der deutsche Mittelstand im internationalen Vergleich noch nicht gut positioniert.
DBU: Warum hinkt der deutsche Mittelstand der digitalen Entwicklung hinterher?
Backofen: Es geht dem Mittelstand in Deutschland zurzeit sehr gut. Mit rund 1.300 Hidden Champions im deutschen Mittelstand haben wir sehr viele Firmen, die extrem gut positioniert sind mit ihren Produkten im Weltmarkt. Aber die Firmen müssen jetzt Obacht geben, dass sie sich nicht auf diesen Erfolgen ausruhen. Sie müssen einfach begreifen, dass andere Unternehmen mit rasanten Schritten aufholen, schneller entwickeln, mehr Innovationen hervorbringen und neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln. Dennoch glauben viele Firmen, dass sie noch gar nicht handeln müssten.
Aber gerade jetzt sollten sie die digitale Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells angehen. Die Umsetzung braucht nämlich auch Zeit. Die Unternehmen sollten schrittweise vorgehen. Zuerst kleine Schritte machen, sich selbst Zwischenziele setzen und dann erste Erfolge einfahren.
DBU: Auf der Cebit hat die Telekom fünf Digitalisierungspakete gezeigt, mit deren Hilfe Mittelständler ihren Weg ins digitale Wirtschaftszeitalter finden sollen. Stellen Sie diese fünf Pakete bitte kurz vor.
Backofen: Das erste Paket ist das „Digitalisierungs-Paket IP“ – ein Einsteiger-Paket für die IP-basierte Kommunikation. Der Anschluss des Kunden wird sowohl für die Telefonie als auch für die Datenübertragung auf IP-Technologie umgestellt (Anmerk. d. Red.: IP = Internetprotokoll). Der Kunde erhält von uns neben dem Anschluss einen IP-Router, den er auch als Telefonanlage einsetzen kann, sowie ein IP-Telefon. Inklusive sind auch eine feste IP-Adresse und eine Entsörung innerhalb von maximal acht Stunden.
Mit dem Paket ist der Kunde für die Zukunft bestens gewappnet. Denn ohne IP wird man sich zukünftig nicht in der IT- und Cloud-Welt bewegen können.
Das zweite Paket ist das „Digitalisierungs-Paket Office“. Es bietet alle relevanten Dinge, die man im Büro braucht. Die Microsoft-Programme Word, Excel, Powerpoint als Downloadversionen sind ebenso dabei wie eine Festplatte aus der Cloud. Auf diese Festplatte kann der Kunde von überall auf der Welt, auch mobil, zugreifen. Er kann auch bestimmen, wer außer ihm noch auf die Firmenfestplatte zugreifen darf. Dadurch kann man sich die Übermittelung von Dokumenten via E-Mail ersparen.
Zu dem Paket gehört auch „Team Like“. Das ist ein Social Business Collaboration-Tool, um sich einfacher und effizienter im Team auszutauschen und Experten leichter zu finden.Die Sicherheits-Software Symantec Endpoint Protection rundet das Paket ab. Das „Hotspot Plug ‚n‘ Play-Paket“ ist das dritte Digitalisierungspaket. Damit kann man seinen Kunden unkompliziert ein freizugängliches WLAN zur Verfügung stellen. Bislang konnten Firmen aufgrund der so genannten Störerhaftung nicht einfach ihr WLAN für seine Kunden öffnen. Denn man konnte schnell in die Haftung für die Vergehen der WLAN-Nutzer genommen werden. Dieses Problem lässt sich mit dem „Hotspot Plug ‚‘n‘ Play-Paket“ umschiffen. Denn mit diesem Paket schlüpft die Deutsche Telekom in die Anbieterrolle des freien WLAN. Für das Unternehmen, das seinen Kunden den WLAN-Zugang anbietet, besteht somit das Problem der Störerhaftung nicht mehr.
Firmen zahlen monatlich 39,95 Euro netto für das Paket. Die Telekom verwaltet das Ganze für den Kunden über eine Cloud-Lösung. Zudem ist diese Paket-Lösung ist wirklich plug ´n´ play. Die Box muss nur an den Strom und ans Internet angeschlossen werden und schon ist sie betriebsbereit.
Paket Nummer vier ist das „Industrie 4.0-Paket“. Der Kunde erhält eine Lösung, mit der er die Daten von Sensoren, die in Maschinen eingebaut sind, in der Cloud erfassen kann. Die Daten (zum Bespiel Temperatur, GPS-Ortungsdaten, Erschütterungsmessungen, Wartungsstand) gelangen sicher über das Mobilfunknetz der Telekom in die Cloud. So lassen sich Maschinen rund um die Uhr von überall aus der Ferne überwachen. Wir wollen alle deutschen Maschinenbauer und Entwickler anregen, diese Technik auszuprobieren. Deshalb bietet die Deutsche Telekom kostenlose Schnupperboxen, mit denen die Leistung weltweit getestet werden kann.
Paket Nummer fünf ist das „MagentaEins Business-Paket“. Zur Cebit hat die Telekom mit diesem Tarif Paket ein Gesamtangebot für Geschäftskunden aufgelegt, das sich an dem Rundum-Paket für Privatkunden orientiert – also Festnetz, Mobilfunk und Datenkommunikation. Allerdings umfasst das Business-Paket keine Unterhaltungsdienste wie die Lösung für Privatkunden, dafür aber nützliche Büroanwendungen wie Teamdisk, eine Firmenfestplatte aus der Cloud und iMeet ,eine Videokonferenz- Lösung.
DBU: Welches Paket würden sie einem Bauunternehmen und einem Handwerksbetrieb empfehlen?
Backofen: Für den Bauunternehmer sind mindestens drei Dinge relevant. Erstens: Um die neuen Formen der digitalen Kommunikation nutzen zu können, muss er über digitale Anschlüsse verfügen. Das bietet das Paket Nummer eins – „Digitalisierungs-Paket IP“.
Zweitens empfiehlt sich für Bauunternehmen das „Digitalisierungs-Paket Office“, um effizient in den Büros arbeiten zu können.
Drittens würde ich noch das „MagentaEins Business-Paket“ empfehlen, um auch mobil auf die Unternehmensdaten zugreifen zu können.
DBU: Mit einer ähnlichen Veranstaltungsreihe wie die, deren Auftakt heute stattfand, waren Sie bereits 2014 auf Tour. Wie gut kommt die Veranstaltung an?
Backofen: Wir haben in den letzten zwei Jahren knapp 10.000 mittelständische Unternehmen über die Veranstaltung erreicht –und zwar aus allen Branchen, auch aus dem Baugewerbe, der Bauindustrie und dem Handwerk.
Wir sind mit dem Erfolg der Veranstaltung sehr zufrieden. Das Veranstaltungsformat eines kostenlosen Workshoptags wird angenommen. Wir bieten den Teilnehmern nicht nur wichtige Informationen, die Veranstaltung liefert auch eine strategische Einordnung der Informationen. Zudem legen wir viel Wert auf den Dialog und setzen dabei auf praxisnahe Workshops, die zugeschnitten sind auf die Bedürfnisse des Mittelstandes.
Herr Backofen, ich bedanke mich herzlich für das Gespräch.
Das Interview führte DBU-Redakteur Heiko Metzger.
Die Termine der Veranstaltungs-Reihe finden Sie unter:
www.Events.mittelstand-die-macher.de
Erschienen in Ausgabe: 2015/5 | Seite 7