Nutzfahrzeuge - von Redaktion

Der Alleskönner unter den schweren Baufahrzeugen

Die Vielfalt des Mercedes-Benz Arocs im Bauverkehr

Berlin/Wörth – Der 2013 von Mercedes-Benz LKW auf dem europäischen Markt eingeführte Baustellen-LKW Arocs hat seither die hohen Erwartungen der Kunden und des Herstellers mehr als erfüllt: Mercedes-Benz Lkw stieg mit der Marke Arocs zum Marktführer im europäischen Bausektor auf, wobei in Deutschland voriges Jahr 43 Prozent Marktanteil verbucht wurden. Der Marktanteil hierzulande sei schon mal höher gewesen, sagte Andreas Schmid, Leiter Mercedes-Benz Lkw Vertrieb und Services Deutschland, am 16. November 2017 im Rahmen seiner Eröffnungsrede zu den Performance Days im Branchen-Informations-Center (BIC) in Wörth. „Wir werden den Marktanteil aber wieder nahe 50 Prozent bringen“, kündigte er an. „Was uns dabei helfen wird, ist die Vielzahl der Arocs-Varianten, wie etwa die Ausstattung mit der hydraulischen Antriebshilfe HAD.“
Jahrzehntelange Erfahrung beim Bau robuster Fahrzeuge, ein breites Portfolio, Kraft, Robustheit und Effizienz seien die entscheidenden Erfolgsfaktoren, die den Erfolg der Mercedes-Benz-Baureihe für den spezialisierten Baustelleneinsatz ausmachten, unterstrich Andreas Schmid. „Direkt zur Markteinführung haben wir damals nicht ein einzelnes Produkt oder eine kleine Baureihe vorgestellt, sondern ein komplettes breites Produktportfolio, das schon fast das gesamte Spektrum abdeckte. Das ist unser Erfolgsfaktor für den deutschen, aber auch für den europäischen Markt.“

Den Arocs gibt es in allen denkbaren Radformeln – als 4x2 und 4x4, als Dreiachser 6x2 mit Nachlauf- oder Vorlaufachse sowie als 6x4 und 6x6. Vierachser sind als 8x2 mit Nachlaufachse lieferbar, als 8x4, als 8x4 mit Nachlaufachse, als 8x6 und 8x8. Im Angebot sind Stahl- und Luftfederung, Rahmen für den Straßen- oder Offroad-Einsatz, etliche Radstände, Fahrerhäuser und Motoren, drei Allradsysteme, Pritschenwagen, Kipper, Betonmischer-Fahrgestelle, Schwerlastzugmaschinen und Sonderfahrzeuge.

Vorkonfektionierte Spezialisten erleichtern die Auswahl
• Arocs Loader: Er ist als zweiachsige Sattelzugmaschine oder als Betonmischer-Fahrgestell auf niedriges Eigengewicht und hohe Nutzlast ausgelegt.

• Arocs Grounder: Er ist extrem robust. Seine Merkmale sind ein hochstabiler Rahmen, Mehrblatt-Parabelfedern mit harter Federkennlinie, speziell abgestimmte Stoßdämpfer, Außenplanetenachsen, sehr langlebigen Felgen und Reifen mit hoher Tragfähigkeit.
Schwerlastzugmaschinen mit bis
zu 250 Tonnen Gesamtzuggewicht
• Arocs SLT und Actros SLT: Die Arocs-Palette gipfelt in einer spektakulären Schwerlastzugmaschine. Kennzeichen:
• Gesamtzuggewicht bis 250 Tonnen,
• drei, vier und mit Andockachse sogar fünf Achsen, zwei angetriebene Achsen oder Allradantrieb,
• Motorisierung bis 460 Kilowatt (625 PS) Leistung und 3.000 Newtonmeter Drehmoment,
• 16 feingestufte Gänge des Mercedes PowerShift-Getriebes.

Zum SLT-Konzept gehört die Turbo-Retarder-Kupplung (TRK) als Kombination von hydraulischer Anfahrkupplung und Retarder in einer gemeinsamen Komponente. Die TRK erlaubt feinfühliges Anfahren und Rangieren selbst bei niedrigstem Tempo und entwickelt als Primärretarder eine Bremsleis­tung von 350 Kilowatt (476 PS). Mit dem bis zu 475 Kilowatt (646 PS) starken und dreistufig schaltbaren Bremssys­tem High Performance Engine Brake sorgt die TRK für höchste Sicherheit.

• Arocs SLT: Der stahlgefederte Arocs SLT basiert auf dem Arocs Grounder mit den Fahrerhäusern BigSpace und StreamSpace (2,3 Meter Breite).

• Actros SLT: Den luftgefederten Actros SLT gibt es mit den Fahrerhäusern GigaSpace und BigSpace (2,5 Meter Breite). Der LKW ist auf bis zu 250 Tonnen Gesamtzuggewicht ausgelegt. Für die Bauwirtschaft steht er als Semi-SLT zum Transport schwerer Baumaschinen im Mittelpunkt.

Mehr Varianten, mehr Komfort und noch mehr Sicherheit
Für den Arocs gibt es das Fahrerhaus „ClassicSpace LowRoof“ in M- und L-Ausführung (2.3 Meter Breite). Es ist 100 Millimeter niedriger als die ursprüngliche Variante. In der Kombination Motor OM 470/ Motortunnel 320 mm/ClassicSpace LowRoof sinkt die Dachhöhe sogar um 280 Millimeter.
Für den Arocs mit 2,5 Meter breitem Fahrerhaus gibt es zudem die Ausstattungen „Home-Line“ und „Style-Line“. Zum Kipper mit Komfort wird der Arocs durch die Einrichtung „SoloStar Concept“ mit großzügigen Ruhebereich für die StreamSpace- und BigSpace-Fahrerhäuser.

Auch rund um Fahrwerk und Antrieb hat der Arocs weiter zugelegt. So gibt es die elektrisch unterstützte Servotwin-Lenkung ebenfalls für die Vierachser Arocs 8x4 und in weiteren Radständen.
Die zuschaltbare hydraulische Anfahrhilfe HAD (Hydraulic Auxiliary Drive) kann zusätzlich in Sattelzugmaschinen-Varianten mit 3.300 Millimeter Radstand und für Gefahrguttransporte genutzt werden.

Wer feinfühlig anfahren oder bei niedrigstem Tempo rangieren muss, wählt die Turbo-Retarder-Kupplung. Sie ist in allen Arocs-6x4-Fahrgestellen mit Luftfederung und Frontunterfahrschutz mit Abstandshalte-Assistent und dem Notbremsassistenten Active Brake Assist kombinierbar. Für die zweiachsigen Sattelzugmaschinen Arocs 4x2 und den Arocs 4x4 steht ab April 2018 ein neues Kipp­hydraulik-Paket ab Werk zur Verfügung.

Sicherheit/Beispiele
Mercedes-Benz bietet den Arocs optional mit Reifendruck-Kontrollanlage an, die den Solldruck im Reifen präzise in Abhängigkeit von der Außentemperatur anzeigt.
Der Arocs als Zwei- und Dreiachser mit Straßenzulassung (N3) ist optional mit dem neuen Active Brake Assist 4 lieferbar, dem einzigen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung.
Für Baufahrzeuge mit Fokus auf Straßentransporte hat Mercedes-Benz flankierend zum Arocs einen Actros als 4x2 LS-Sattelzugmaschine entwickelt. Das Spezialgebiet des Kippsattels sind Schüttguttransporte mit einem Gesamtzuggewicht bis zu 44 Tonnen. Der Gewichtsvorteil gegenüber einem vergleichbaren Arocs 4x2 liegt bei bis zu 150 Kilogramm.
Der straßenorientierte Actros im Bauverkehr tritt optional mit den Sicherheits-Assistenzsystemen der Straßenfahrzeuge an – einschließlich des revolutionären Abbiege-Assistenten zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern. Damit ist der Actros unter anderem prädestiniert für Baustellen im urbanen Umfeld.

Vernetzte Dienste
Bauverkehr bedarf einer logistischen Glanzleistung. Er ist meist komplexer als Straßentransporte, da mehrere Partner koordiniert und für eine einzige Aufgabe teils dutzende Fahrzeuge zusammengezogen werden müssen. Die Lösung hierzu heißt Vernetzung und ist damit ein Fall für den digitalen Dienst Fleetboard der Daimler Fleetboard GmbH, dessen Möglichkeiten weit über ein reines Telematiksystem hinaus­gehen.

• Truck Data Center: Dieses (optional eingebaute) Konnektivitätsmodul ist das Herzstück des vernetzten Arocs. Es empfängt alle Echtzeit-Daten den im Lkw verbauten Sensoren, Kameras, etc., wertet diese aus und sendet diese. Dieser Fahrzeugrechner ist die Schnittstelle für alle vernetzten Dienste und die Außenkommunikation des Lkw. Daraus resultieren nützliche Dienste. Die Spanne reicht von der Disposition über die Einsatzanalyse bis hin zu Zeiterfassung und Massenspeicherdownload, um Fahrer- und Lkw-Daten aus der Ferne auszulesen, zu übermitteln und gesetzeskonform zu archivieren. Für den Bauverkehr sehr interessant ist dabei die Berücksichtigung der Einsatzart und die Anzeige der Standzeit bei laufendem Motor zur Ermittlung des exakten Stand- und Fahrverbrauchs. Position und Tourverlauf werden erfasst, mit Zeitangabe zu aktiviertem Neben­abtrieb, den ein- oder ausgeschalteten Motor oder Zündung.

Ausfälle vermeiden, Verfügbarkeit erhöhen
• „Mercedes-Benz Uptime“ auch für Baufahrzeuge: „Uptime“ überprüft unablässig die Lkw-Systeme, die mit Sensoren ausgestattet sind, ebenso den Zustand der Verschleißteile und Betriebsmittel. Deuten sich Reparaturen oder Wartungen an, meldet sie der Lkw automatisch über Fleetboard an den Mercedes-Benz-Service. Droht der Ausfall eines Lkw, kontaktiert dieser den Kunden und organisiert einen Werkstattstopp entlang der geplanten Route. Ferner wird frühzeitig erkannter Reparatur- und Wartungsbedarf automatisch an den vom Kunden ausgewählten Mercedes-Benz-Servicepartner übermittelt.

Freie Wahl aus vier Motoren mit 18 Leistungsstufen
Reihensechszylinder mit 7,7 Liter, 10,7 Liter, 12,8 Liter und 15,6 Liter Hubraum decken alle Wünsche ab. 18 Leis­tungsstufen stehen zur Wahl, dicht gestaffelt von 175 Kilowatt (238 PS) bis 460 Kilowatt (625 PS) und von 1.000 Newtonmeter bis 3.000 Newtonmeter. Aktuell steht die neueste Generation des Reihensechszylinders OM 470 im Mittelpunkt. Er bietet maximale Effizienz bei minimalen Emissionen und herausragender Performance.

Getriebe mit 8, 12 und 16 Gängen
Motor, Getriebe und Achse des Arocs sind perfekt aufeinander abgestimmt. Serienmäßig erledigen vollautomatisierte Getriebe der Baureihe Mercedes PowerShift 3 mit 8, 12 oder auf Wunsch 16 Gängen die Kraftübertragung. Eine Direktschaltung vom ersten in den Rückwärtsgang erlaubt schnelles Rangieren.

Drei Allradsysteme
Für den Offroad-Einsatz bietet Mercedes-Benz Allradvarianten an. Stehen Nutzlast und Spritverbrauch im Vordergrund, ist der zuschaltbare Allradantrieb die richtige Wahl. Ist maximale Traktion gefordert, heißt die Lösung permanenter Allradantrieb plus Gelände-Untersetzung.

• Hydraulische Anfahrhilfe HAD: Als dritte Variante deckt „Hydraulic Auxiliary Drive“ (HAD) mit zuschaltbaren Radnabenmotoren an der Vorderachse den straßen­orientierten Einsatz mit gelegentlich erhöhten Traktionsforderungen ab. Der Fahrer schaltet HAD per Knopfdruck zu. Anschließend wird die notwendige Kraftübertragung effizient und stufenlos schlupfabhängig geregelt. Die Vorzüge des HAD sind das vergleichsweise geringe Mehrgewicht, Verbrauchs- und Emissionsvorteile und große Vielseitigkeit bei der Fahrzeugkonfiguration. Bei Mercedes-Benz kommen Wartungsfreiheit, ein geringer Verbrauch bei aktiviertem hydrostatischem Antrieb sowie vor allem die Kombination mit dem Getriebe Mercedes PowerShift hinzu.

Der Arocs HAD setzt in seinem Segment Maßstäbe: Er ist leistungsstark, leichter als ein Allradantrieb, einfach zu bedienen sowie wartungsfrei und langlebig. Er senkt den Kraftstoffverbrauch und schont damit durch niedrige Emissionen zugleich die Umwelt.

Kosten senken und Kraftstoff sparen mit PPC
• „Predictive Powertrain Control“ (PPC): Bei Baufahrzeugen mit dem vorausschauenden Tempomaten PPC werden Gangwahl und Tempo voll automatisiert an individuelle Streckenverläufe angepasst.
Der Effekt von PPC lässt sich anhand eines typischen Solofahrzeugs wie dem Arocs 8x4/4 schnell berechnen. PPC senkt den Spritverbrauch auf der Straße um bis zu 5,0 Prozent. Bei einer Laufleistung von 60.000 km im Jahr mit einem Autobahn- und Bundesstraßenanteil von 35 bis 40 Prozent kann PPC die Kosten je nach Kraftstoffpreis um etwa 400 bis 500 Euro im Jahr senken.

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: Februar 2018 | Seite 17

Zurück