Deutschland droht „graue Wohnungsnot“
Bis 2025 müssen 2 Millionen Seniorenwohnungen errichtet werden
Berlin – Der Wohnungsbestand in Deutschland ist auf den demografischen Wandel nicht vorbereitet. Darauf verweist das Verbändebündnis Wohnen. Das Bündnis spricht von einer bevorstehenden „grauen Wohnungsnot“ und meint damit, dass für Senioren zu wenig altersgerecht Wohnungen zur Verfügung stehen. Dem Bündnis gehören die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau, der Bundesverband Deutscher Baustoff Fachhandel, der Deutsche Mieterbund, der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen sowie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) an.
Deutschlandweit gibt es ungefährt 42 Millionen Wohnungen. Nur 600.000 davon, also jede 70. Wohnung, ist seniorengerecht ausgestattet. „Dabei ist bereits heute jeder fünfte Deutsche älter als 65 Jahre“, teilte das Verbändebündis Wohnen mit. „Bis zum Jahr 2025 werden mindestens 2 Millionen altersgerechte Wohnungen zusätzlich gebraucht“, sagte Dr. Ronald Rast vom Verbändebündnis Wohnen.
Kernelement der Sozialpolitik
Angesichts einer rasant wachsenden Zahl älterer Menschen könne die Bundesregierung das altersgerechte Bauen und Umbauen nicht länger als „baupolitisches Beiboot mitführen“. Die Schaffung altersgerechter Wohnungen sei längst ein „gesellschaftlich notwendiger Regierungsauftrag“ geworden. „Die Versorgung mit Wohnungen für ältere Menschen ist ein Kernelement der Sozial-, Senioren-, Familien- und Baupolitik“, sagt der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. Es dürfe in Zukunft nicht so sein, dass ältere Menschen allein deshalb ins Pflegeheim gehen müssten, weil eine ambulante Betreuung an der Ausstattung der eigenen Wohnung scheitere.
4 Millionen Pflegebedürftige 2050
Bei der Pflege stehe Deutschland ohnehin vor einer enormen Herausforderung. Bereits 2035 werde es 3,5 Millionen Pflegebedürftige geben. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung werde von derzeit rund 2,9 Prozent auf dann voraussichtlich 4,5 Prozent steigen, so das Verbändebündnis Wohnen. Es beruft sich dabei auf Zahlen vom Pestel-Institut in Hannover. Demnach sind im Jahr 2050 sogar mehr als 4 Millionen Pflegebedürftige zu erwarten. „Jeder Achtzehnte, der in Deutschland lebt, wird dann auf Pflege angewiesen sein. Das macht eines deutlich: Deutschland braucht dringend einen Masterplan für das altersgerechte Bauen und Sanieren. Hierbei haben wir keine Zeit mehr zu verschenken“, sagt der IG Bau-Bundesvorsitzende, Robert Feiger.
Die „bittere Null“
Als „politisch enttäuschend und fatal für das Seniorenwohnen“ bezeichnet der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau, Dr. Hans Georg Leuck, die „bittere Null“, die der Bundeshaushalt für die Förderung des altersgerechten Umbaus vorsieht.