von Tizian Meieranz-Nemeth
"Corona-Pandemie ist auch eine Riesenchance"
Tomas Zelic, Geschäftsführer Z LAB, spricht über die veränderte Arbeitswelt und gewährt Einblick in eine Arbeitsstruktur für die Zukunft
Anfang des Jahres wollten wir uns schon einmal persönlich für ein Gespräch zusammensetzen. Dann kam Corona. Der Anruf Ihrer Kollegin erreichte mich damals kurz hinter dem Bahnhof Berlin Friedrichstraße, und sie teilte mir mit, dass es im Z LAB einen Coronafall gäbe. Wie geht es dem Kollegen heute?
Tomas Zelic: Danke der Nachfrage. Ihm und den anderen erkrankten Kollegen geht es zum Glück wieder gut. Denn obwohl wir sofort reagiert und das Berliner Büro geschlossen haben, sind kurz darauf weitere Kollegen erkrankt. Glücklicherweise hatten wir seitdem im Zeppelin Lab keine weiteren Corona-Infektionen. Sicherlich auch, weil wir den Infektionsschutz sehr ernst nehmen.
Waren Sie auf diese Szenarien gut vorbereitet?
Das waren wir in der Tat. Ich war nur wenige Tage zuvor zu Besuch bei der Firma Palfinger in Österreich. Dort ging die Corona-Welle ja noch früher los. Am Flughafen rief ich im Büro unseren Head of IT an und fragte ihn, wie wir auf das, was da kommen könnte, vorbereitet sind. Er saß bereits an der Ausarbeitung der Prozesse.
Welche haben sich besonders bewährt?
Wir hatten zum Beispiel schon vor diesem Zeitpunkt für jedes Meeting, für jedes Event, eine Dokumentation erstellt. Dadurch wurde die Nachverfolgung sehr leicht. Auch für Sie und das Interview mit Ihnen hatten wir schon einen Laufzettel vorbereitet. Aber dann mussten wir leider alle nach Hause schicken und auch den Termin mit Ihnen verschieben. Nach der Schließung haben wir das Büro gründlich desinfiziert und mit allen Mitarbeitern wochenlang aus dem Home Office gearbeitet. Ein Großteil der Mitarbeiter arbeitet auch weiterhin von zu Hause. Wenn einzelne von uns jetzt wieder im Büro sind und bei gemeinsamen Meetings halten wir uns genauestens an die empfohlenen, uns allen bekannten Schutzmaßnahmen. Seit März hatten wir keine weiteren Neuinfektionen.
Das Thema Homeoffice hat seit den Anfängen dieser Pandemie Hochkonjunktur, obwohl anfangs die wenigsten Unternehmen die Voraussetzungen dafür hatten. Wie sah es bei einem so technikgetriebenen Unternehmen wie Ihrem aus?
Wirklich alle – also 100 Prozent – unserer Mitarbeiter waren bereits mit Laptops ausgestattet. Dadurch konnten wir unsere Mitarbeiter sofort nach Hause schicken und trotzdem ohne Unterbrechung weitermachen. Wir sind überzeugt davon, dass mobiles Arbeiten in unserer digitalen Welt von überall möglich ist.
Die Technik ist das eine, Programme und eine veränderte Arbeitsweise das andere. Wie haben Sie diese Herausforderungen gemeistert?
Wir mussten tatsächlich zunächst zwei bis dahin gewohnte Dinge voneinander entkoppeln. Das eine war der Umgang untereinander, die Gesundheit und die Sorge um die Kollegen. Die zweite Dimension war natürlich die wirtschaftliche. Was letztere betrifft, habe ich von Anfang an klar gesagt, dass wir die Pflicht haben, uns auch in der Krise wirtschaftlich gut aufzustellen. Gleichzeitig haben wir von Anfang an alle auch eine riesen Chance zur Veränderung gesehen. So haben wir beispielsweise weitere Software eingeführt, die uns dabei unterstützt, gemeinsame Projekte auch räumlich voneinander effektiv umzusetzen und gleichzeitig Transparenz für alle zu schaffen. Nach drei Monaten haben wir dann festgestellt, dass unsere Performance als Team deutlich zugenommen hat. So ist es uns gelungen, beide Aspekte auch in Zeiten der Krise zu meistern.
Im kreativen Bereich haben wir allerdings auch realisiert, wie wichtig persönliche Treffen für den Prozess sind. Die Planung dieser Meetings ist immer wieder eine Herausforderung.
Krisen sind oft ein guter Lehrmeister. Was haben Sie persönlich aus der Krise gelernt?
Die schönste Erfahrung war für mich, dass und wie wir im Zeppelin Lab miteinander lernen. Auch während der Zeit der Büroschließung haben wir es durch Transparenz und klare Kommunikation unserer Erwartungen und Ziele geschafft, uns zu verstehen und uns in unseren Prozessen zu vertrauen. So haben wir das Beste aus dieser Krise machen können, worauf ich sehr stolz bin. Wir haben uns immer wieder gefragt, was wir aus dieser Krise lernen können.
Und wie lautet die Antwort?
Wir haben von Anfang an versucht die Krise als Chance zu sehen. Trotz aller Budgetrestriktionen und Einschränkungen, beispielsweise im Vertrieb, haben wir uns schneller verändert, als wir dachten. Und sind dabei erfolgreich vorwärtsgekommen. So sehr, dass 2020 für das Z LAB und mich persönlich bis jetzt trotz allem ein sehr erfolgreiches Jahr ist.
Was können Sie auf der Erfolgsseite verbuchen?
Mit klickcheck sind wir deutlicher gewachsen, als wir uns das am Anfang des Jahres vorstellen konnten. Derzeit laufen erste Piloten bei Bauunternehmern, die berichten, dass ihre Mitarbeiter seit der Einführung deutlich offener kommunizieren. Auch unsere Ventures akii und zamics sind gewachsen. Es wurde sogar eine neue digitale Lösung während der Krise entwickelt und steht in den Startlöchern.
Und dann war da noch die Anfrage der Tesla-Bauleitung für den Bau der Giga-Factory in Brandenburg. Die Verantwortlichen waren zunächst auf unserer Webseite klickrent.de und haben bereits zahlreiche Container für den Bau der Anlage bestellt. Für ihre Bestellungen nutzen sie unser Online-Kontaktformular oder ordern per WhatsApp und per E-Mail.
Nun noch zwei Sätze zum vervollständigen:
2021 wird für mich persönlich...
sehr spannend, weil wir zwei Ventures ausgründen werden. Mehr verrate ich aber noch nicht.
Für 2021 wünsche ich mir...
dass die Gesellschaft sich wieder mehr als Gemeinschaft betrachtet. Der um sich greifende Egoismus macht mir Sorge.
Für die Bauwirtschaft wünsche ich mir, dass viele Unternehmer weiterhin etwas wagen und Mut zur Nutzung digitaler Lösungen haben.
Vielen Dank für das Gespräch Herr Zelic.
Foto: Jasch Zacharias
von Tizian Meieranz-Nemeth
Erschienen in Ausgabe: Februar 2021| Seite 36