Kommentar -

Die „Standard“-Lösung

von DBU-Redakteur Heiko Metzger

DBU/Berlin - Wer sich aktuell einen Baucontainer besorgen will, hat damit mehr Mühe als noch vor einem Jahr: hohe Preise, geringe Auswahl und zum Teil nur geringer wertige Importware. Das ist eine Folge des Flüchtlingszustroms.
Länder und Gemeinden müssen ständig weitere Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge bereitstellen. Die Not ist groß, die Zeit knapp. Da entscheiden sich viele Kommunen für Container-Unterkünfte.
Für die Hersteller der Container ist das ein Segen. Für die Bauunternehmen – sonst einer der treusten Kundenkreise der Container-Branche – ist diese Entwicklung keine gute.
Die Spitzen der Bauverbände sprichen davon, dass sich die Preise für Container seit Beginn der Flüchtlingskrise fast verdreifacht haben. Zudem könnten viele Hersteller die enorme Nachfrage nicht bedienen und würden sich durch Importe minderwertiger Qualität (zum Teil aus Schwellenländern) behelfen.
Beides sind keine guten News für Baubetriebe.
Aber auch nicht für die Flüchtlinge. Denn dauerhaftes Wohnen in Containern ist wahrlich kein Vergnügen. Zudem besitzen Container nur über eine relativ kurze Zeitdauer einen hohen Wohnwert. Das heißt, schon in wenigen Jahren werden die Container-Dörfer reif für den Abriss sein.
Langfristig wäre es lohnender für die Kommunen statt in Container-Behausungen in konventionelle Gebäude zu investieren. Damit könnten Gemeinden, die unter großem Bevölkerungsdruck stehen, auch langfristig die Wohnraumversorgung verbessern.
Um konventionelle Bauten in möglichst kurzer Frist zu erstellen, bietet sich die standardisierte Bauweise an. Das heißt, dass einzelne Gebäudeteile (oder sogar ganze Gebäude) an mehreren Orten errichtet werden – Planung und Prüfung der Baubehörden sollten dann nur einmal fällig sein.
Um dies umzusetzen, bedarf es aber einer Harmonisierung der Baurechtsvorschriften, die derzeit Ländersache sind. Von Bundesland zu Bundesland bestehen zum Teil gravierend unterschiedliche Bauvorschriften. Diese Tatsache steht der Standardisierung von Gebäuden im Weg. Hier ist die Politik gefordert.
Soll schnell und preisgünstig neuer Wohnraum entstehen, dann muss die Möglichkeiten einer weitgehenden Standardisierung im Hochbau geschaffen werden.
Das würde gleich mehrere Probleme auf einen Schlag lösen – auch das derzeitige Container-Problem der Baubetriebe.

Erschienen in Ausgabe: März 2016 | Seite 2

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