Wegebau - von Redaktion
Ein Granit-Puzzle mit 13.600 Teilen
Belagsanierung mit Unimobil-Verlegewagen
Erdmannhausen – „Wir als Regensburger können doch unsere Brücke nicht von Auswärtigen pflastern lassen“, dachte sich Udo Leitner, Chef der gleichnamigen Pflasterbaufirma aus Pettendorf. Mit dieser Motivation bewarb sich seine Firma um eine europaweite Ausschreibung der Sanierung der Steinernen Brücke, einem UNESCO-Welterbe in der Altstadt Regensburg, und gewann. Seit Oktober 2013 bis voraussichtlich 2017 wird nun der Belag des bedeutenden Bauwerks erneuert. Bei der Sanierung (Gesamtkosten: rund 20 Mio. Euro) setzt Leitner auf bewährte Vakuum- Anbaugeräte, wie den Unimobil-Verlegewagen von Probst.
Die Steinerne Brücke in Regensburg gilt als Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst und ist die älteste erhaltene Brücke Deutschlands. In ihrer über 860-jährigen Geschichte musste die knapp 308 m lange Naturstein-Gewölbebrücke so manche Last ertragen. Seit zwanzig Jahren gilt sie als Sanierungsfall. Das Naturstein-Mauerwerk hat besonders durch die Belastungen von Umwelt und Verkehr gelitten.
Oberstes Ziel der Planer war eine behutsame, substanzschonende und denkmalverträgliche Sanierung der Brücke. Einfach hat man es sich dabei nicht gemacht: Um das Gesamtbild des Oberflächenbelages nicht eintönig erscheinen zu lassen, wollte man aus 18 verschiedenen Steinvarianten eine lebendige Oberfläche schaffen.
Für den Belag hatte man sich für drei verschiedene Granitsorten entschieden: Flossenbürger Granit in den Farben Gelb/Grau und Blau/Grau, sowie grauer Thansteiner – jeweils in 6 verschiedenen Größen. Zur Lösung dieser kniffligen Puzzle-Aufgabe wurde Kollege Computer befragt. Dieser erstellte schließlich aus insgesamt 13.600 Granitsteinen unterschiedlichster Steinvarianten per Zufallsgenerator ein stimmiges Verlegemuster.
Damit war zwar die Planungsphase gelöst. Aber für Leitner und seine Mitarbeiter machte es das nicht gerade einfacher. Das Puzzle soll schließlich perfekt auf die Brücke übertragen werden. „Über die Auftragsvergabe habe ich mich wahnsinnig gefreut“ sagt der Ingenieur und Geschäftsführer Udo Leitner aus Pettendorf. „Die Fläche ist mit zirka 1.500 m² zwar nicht besonders groß – die Bedeutung dagegen schon“.
Die Anforderungen für die Pflasterer sind groß. Jeder einzelne Stein hat seinen festen Platz im Gesamtbild. Neben dem professionellen Handwerkszeug gehören darum der ausgedruckte Verlegeplan und eine gute Organisation zwingend mit dazu.
Um eine erste grobe Strukturierung zu erhalten, werden vom Steinhersteller die 18 verschiedenen Steinvarianten vorsortiert angeliefert. Für jeden Bauabschnitt müssen Leitners Mitarbeiter nun sauber vorarbeiten: die benötigten Steine für jede Reihe auf Palette vorsortieren, einzeln nach Plan beschriften und anschließend zur Verlegestelle bringen. Hochkonzentriertes Arbeiten ist hier absolutes Muss. Ein kleiner Fehler genügt – und es muss wieder von vorne angefangen werden. Und das will hier keiner.
Von der Palette werden die zwischen 36 und 104 kg schweren Steine dann mit Maschinenunterstützung verlegt. Der Unimobil-Verlegewagen von Probst mit integriertem Vakuumgerät nimmt mittels Vakuum-Saugkraft die Steine schonend auf. Das funktioniert völlig energieautark, denn der Verlegewagen hat einen integrierten Stromerzeuger mit an Bord. Auf großen Rädern kann der Stein jetzt leichtgängig von einem Mitarbeiter zum planmäßigen Verlegeort gefahren werden. Bei zirka 840 Tonnen Steine, die insgesamt auf der Brücke verlegt werden, bedeutet dies eine enorme körperliche Entlastung für die Pflasterer.
Das Arbeiten mit Vakuumtechnik hat darüber hinaus den Vorteil, dass die Granitsteine sehr passgenau und dicht aneinander gelegt werden können. Der Bediener lässt den Auslegearm mit dem angesaugten Stein dafür bequem über einen Bediengriff ab und löst das Vakuum über einen Bowdenzug. Bei nicht optimaler Ablage kann der Stein einfach wieder aufgenommen und millimetergenau neu positioniert werden. Die Gefahr einer Beschädigung der Kanten ist wesentlich geringer im Vergleich zur Verlegung mit Klemmzangen.
Für den Abfluss des Niederschlagwassers auf der Oberfläche der Brücke müssen neben dem Granitstein-Puzzle zudem rund 590 lfm Rinnensteine verlegt werden, die jeweils bis zu 300 kg schwer sind. Für diese Aufgabe nutzen Leitners Mitarbeiter das Vakuum-Anbaugerät „Steinmagnet SM” von Probst, das mit einer speziell angefertigten Sondersaugplatte an die Situation angepasst wurde. Das Anbaugerät kann an jedes Trägergerät, wie etwa einen Bagger, mittels Kette oder Schlupf angehängt werden. Durch einen integrierten Akku arbeitet der Steinmagnet dabei völlig energieautark, ohne Abgase und mit nur geringen Geräuschen.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Februar 2017 | Seite 14