von Jasch Zacharias
Endlich ist wieder einmal etwas pünktlich!
Mit der Korridorsanierung der Riedbahn machte die Deutsche Bahn in Europa einmal wieder positiv von sich reden
Groß war unlängst die Schmach für die Deutsche Bahn (DB), als sie in einer Studie in Sachen Pünktlichkeit im europäischen Vergleich ganz hinten landete – weit hinter der Schweiz und „sogar“ noch weit hinter Italien. Wurde doch hierzulande jahrzehntelang gern das Klischee bedient, dass Zugverspätungen (und Streiks) quasi geradezu zur DNS des „Dolce Vita“-Staates gehören, während es in Deutschland vergleichsweise pünktlich und zuverlässig zugehe.
Geradezu Balsam ist da nun die Nachricht über die „Just in time“-Vollendung der Korridorsanierung auf einer der meist befahrenen Schienenschnellstrecken in Europa zwischen Frankfurt/Main und Mannheim gewesen. Denn lange vermisst, ist es endlich international wieder anerkennend zu hören gewesen, dieses „das muss man den Deutschen erst einmal nachmachen“. Lob ohne Ironie. Ausgesprochen nicht etwa für einen moralideologisch motivierten politischen Alleingang, sondern für eine schnelle Bauleistung im Bereich der Verkehrsinfrastruktur: Auf 70 Kilometern der sogenannten Riedbahn sind binnen fünf Monaten sämtliche Gleise, Weichen, Signale, Schallschutzwände, Oberleitungen und Bahnsteige saniert worden. Außerdem ist die Strecke für das elektronische Zugleitsystem ETCS (European Train Control System) fit gemacht worden. Das kontrolliert, ob eine Bahnstrecke überhaupt befahren werden darf und mit welcher Geschwindigkeit. Ist die Strecke nicht freigegeben, wird der Zug automatisch gestoppt. ETCS ist wesentlicher Bestandteil eines zukünftig einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems.
Die DB ist damit – auf dieser zuvor als veraltet kritisierten Strecke mitten in Deutschland – bereit für Europa. Auch wenn bereits eine Woche nach der „Supersanierung“ auf der Riedbahn erneut Verspätungen gemeldet wurden, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. 40 weitere solcher Schritte (Korridorsanierungen) sollen bis 2030 folgen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat nach der pünktlichen Fertigstellung in einem „ZDF“-Interview versprochen, dass der Bund genügend Geld dafür zur Verfügung stellen wird. Allzu gern möchte man ihm glauben. Denn von unpünktlichen oder ausgefallenen Zügen hat man in Deutschland schon lange die Nase voll. Wissings Nachfolger muss daher ohne viel Palaver dafür sorgen, dass die Sanierung ohne Tempoverluste weitergeht. Das tut nicht nur dem angeschlagenen Ruf der Deutschen Bahn gut, sondern auch der Bahnbauwirtschaft.
Bild: Wiederinbetriebnahme der Riedbahn: Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr und Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender DB AG drücken den symbolischen Startknopf.
( Foto: DB AG/ Olive rLang)
von Jasch Zacharias
Erschienen in Ausgabe: Februar 2025| seite01