von Redaktion
Wohnungsbaukrise: Bauindustrie fordert Bürokratieabbau
Alle Gebäudearten betroffen - Baukosten legen um 3,1 Prozent zu
Die Krise im Wohnungsbau in Deutschland verschärft sich weiter, die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen ist im November erneut im zweistelligen Bereich gesunken. berücksichtigt man, dass die neuesten statistischen Zahlen den Stand der Dinge von vor fast zwei Monaten widerspiegeln, müssen Bauunternehmen auch in den kommenden Monaten mit noch weniger Aufträgen rechnen.
„Im November 2024 wurden nur 17.891 Wohnungen bei Neu- und Umbauten genehmigt. Dies war ein Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat um 13,0 Prozent. Damit setzt sich die negative Entwicklung fort“, mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Genehmigungszahlen.
Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeigt, dass unverändert alle Gebäudekategorien betroffen sind. Während die Zahl der Baugenehmigungen für den Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern von Januar bis November 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,9 Prozent sanken, nahm die Zahl der Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser im gleichen Zeitraum um 22,4 Prozent ab. Auch weil die Baukosten für den Wohnungsbau nach Angaben des Bundesamtes im November 2024 um 3,1 Prozent zulegten, überrasche die Fortsetzung der negativen Entwicklung nicht.
Bauindustrie rechnet auch 2025 mit hohen Baukosten
„Für 2025 gehen wir davon aus, dass die Baukosten weiterhin hoch bleiben. Hinzu kommen überbordende Bürokratie und Regulatorik, sie bremsen die Innovationen im Wohnungsbau erheblich“, ergänzt Müller. Zwar seien die Hypothekenzinsen bei den langen Laufzeiten 2024 leicht zurückgegangen, und weitere Zinsschritte der EZB werden im weiteren Verlauf des Jahres erwartet, doch angesichts der trüben gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seien die Unsicherheiten hoch und die Zinswende nicht so stark ausgefallen wie erhofft. Er fasst zusammen: „Wohnungsbau ist Sozial- und Standortpolitik – das muss die neue Bundesregierung begreifen. Und zügig handeln, es bleibt nur wenig Zeit, den Motor für die (Bau)-Industrie anzuwerfen.“ Es brauche dringend ein Marktumfeld, das langfristige Planungen ermögliche. Nur so schaffen wir künftig die Trendwende im Wohnungsbau und eine Bodenbildung bei den Genehmigungszahlen noch in diesem Jahr. „Denn nur was morgen genehmigt wird, wird übermorgen gebaut.“
Konkret brauche der Wohnungsbau eine verlässliche Förderkulisse, die für alle verständlich ist, „das Bekenntnis zum einfachen Bauen mit einem Kahlschlag überbordender Anforderungen an Gebäude und Bürokratie. Und eine Regulatorik, die bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz gemeinsam denkt."
Baugewerbe fordert Neustart in der Wohnungsbaupolitik
Auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, kommentiert die Negativentwicklung im Wohnungsbau: „Die Baugenehmigungen bleiben weiterhin auf einem besorgniserregend niedrigen Niveau. Mit nur 17.891 genehmigten Wohneinheiten sind Anzeichen für eine erkennbare Nachfragewende am Wohnungsbau weiter ausgeblieben. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist das ein erneuter Rückgang um 13 Prozent. Besonders stark betroffen ist weiter der Bereich der Mehrfamilienhäuser. Hier wurden weniger als 9.200 Wohneinheiten genehmigt, ein Rückgang zum Vorjahresmonat um über 24 Prozent. Im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser bleibt es bei dem niedrigen Niveau der letzten Monate mit 4.000 genehmigten Wohneinheiten. Dies entspricht einem Rückgang um 1,7 Prozent zum Vorjahreswert.
In Folge spitzt sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter zu. Neben gestiegenen Baukosten, hohen Zinsen und strengen Bauvorgaben wirken sich auch die politischen Rahmenbedingungen negativ aus. Ein Neustart in der Wohnungsbaupolitik ist jetzt dringend notwendig, um diesen seit über zwei Jahren anhaltenden Abwärtstrend zu stoppen.
Die zukünftige Bundesregierung steht in der Verantwortung, die Baubedingungen für Branche und Bauwillige schnell zu verbessern und den Wohnungsbau wieder zur obersten Priorität zu machen. Nur durch eine schnelle Entlastung der Bauherren und eine zielgerichtete Förderung kann der Abwärtstrend gestoppt werden. Es braucht eine verlässliche und vor allem langfristige Wohnungsbaupolitik mit klaren Rahmenbedingungen, einfacheren Bauvorschriften und gezielte Fördermaßnahmen, um den Wohnungsbaumarkt wieder zu stabilisieren.“
Bild: HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller hält "einen Kahlschlag überbordender Anforderungen an Gebäude und Bürokratie für erforderlich. (Foto: HDB/ Bollhorst)
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: online