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Komatsu-Produktion läuft auf Hochtouren
Im Werk Hannover weiß sich die Konzern-Tochter Komatsu Hanomag vor Aufträgen nicht mehr zu retten
DBU/Berlin – Bei Komatsu Hanomag könnte zurzeit die Stimmung nicht besser sein. Grund: Seit November 2014 läuft im Werk in Hannover die Produktion auf Hochtouren. Die 100-prozentige Tochter des japanischen Baumaschinenherstellers Komatsu verzeichnet einen enormen Anstieg bei den Auftragseingängen. Der wird ausgelöst im Besonderen durch eine verstärkte Nachfrage nach Baumaschinen in Deutschland und durch die insgesamt dynamische Nachfrageentwicklung in Europa (plus 13 Prozent im Jahr 2014 gegenüber 2013 laut VDMA).
Aus für Komatsu wichtigen europäischen Märkten wie Frankreich und Großbritannien kommen verstärkte Order, sogar aus den krisengeschüttelten Mittelmeeranrainerstaaten wie Italien und Spanien, wo inzwischen Ersatzinvestitionen getätigt werden.
Die noch 2013 spürbare Verunsicherung der Kunden in Deutschland ist also gewichen, zuversichtlich investieren sie wieder. Die positive Folge: Im Vergleich zu 2013 wurden voriges Jahr in Deutschland herstellerübergreifend 9 Prozent mehr Baumaschinen abgesetzt. Im Ergebnis werden auch von Komatsu Hanomag mehr und mehr Baumaschinen ausgeliefert, die Lagerbestände wachsen wieder – und das alles mit den erfreulichen Auswirkungen auf den Umsatz und für die 550 Mann starke Stammbelegschaft, der man Verstärkung zugeführt hat. Wer inzwischen zusätzlich eingestellt wurde, erhielt zunächst einen befristeten Vertrag.
Das Komatsu-Management in Hannover geht davon aus, dass im Geschäftsjahr 2015 (1. April 2015 bis 31. März 2016) etwa 1.600 Baumaschinen in dem Werk gefertigt werden.
Geschäftsführer Göksel Güner, der am 3. März vor Ort eine Pressekonferenz gab, erläuterte: „2014 waren es knapp 1.000 hergestellte Einheiten. So gesehen, wird jetzt die Produktion bei uns um fast 50 Prozent steigen. 2014 lieferten wir etwa 1.200 Maschinen aus, dieses Jahr werden es gut 1.600 sein – 700 mittlere Radlader, 500 Kompaktradlader,400 Mobilbagger und 50 bis 60 große Muldenkipper“. Güner, der seit Ende 2003 die Komatsu Hanomag GmbH führt, erwartet, dass in Folge dessen der Umsatz im Geschäftsjahr 2015 auf rund 200 Mio. Euro anwachsen wird (im Jahr 2014 lag er bei 143 Mio. Euro).
Im Unternehmen sind sie guter Dinge, dass dieser Aufwärtstrend – zumindest im deutschen Markt – nachhaltig ist. Allein in Deutschland setzt der Hersteller immerhin 40 Prozent seiner in Hannover entwickelten und gefertigten Kompaktradlader, mittelgroßen Radlader, Mobilbagger und Muldenkipper ab.
Marco Maschke, Vertriebs- und Marketing-Leiter des German Office bei Komatsu Hanomag, sagte: „Der deutsche Markt hat wesentlich zum Erfolg dieses Werkes in Hannover beigetragen, aber auch zum weiteren Wachstum von Komatsu in Europa.“
Über einen Zeitraum von 15 Jahren (von 2000 bis 2015) wurden nach VDMA-Angaben jedes Jahr 24.000 Baumaschinen im Durchschnitt in Deutschland verkauft. Für Optimismus sorgt deshalb, dass der seit 2014 festgestellte Anstieg verkaufter Baumaschinen über das vorgenannte Durchschnittsniveau anhält.
Marco Maschke sagte: „Ich persönlich gehe davon aus, dass es 2015 zu einem weiteren Nachfragewachstum in Höhe von etwa 5 Prozent in Deutschland kommt. Da scheiden sich zwar ein wenig die Geister, ob es 5 oder 2 Prozent sein werden. Ich bin aber guten Mutes – nicht zuletzt auch wegen der vielen Neuheiten, die wir dieses Jahr vorstellen.“ Dazu zählen im Besonderen:
• von Komatsu entwickelte intelligente Maschinen, die sogenannten „iMC“-Maschinen. Dabei handelt es sich um ab Werk integrierte Maschinensteuerungen für Planierraupen und Raupenbagger.
• neue kompakte, sehr wendige Mobilbagger wie etwa der PW148-10 für den innerstädtischen Baustelleneinsatz.
• neue Kompaktradlader wie der WA100M-7 und der WA80-7 (ab Sommer 2015). Alle Maschinen sind mit dem KOMTRAX-Maschinenmanagement von Komatsu ausgestattet.
• neue Kettenbagger der Serie 11 (PC210-11/PC240-11/PC290-11/PC360-11), die die Abgasstufe 4 erfüllen, mehr Leistung bringen, aber weniger Sprit verbrauchen und ebenso mit KOMTRAX ausgerüstet sind.
• neue Planierraupen (D155AX-8 / D65-18 / D85-18) mit Stufe IV-Final-Motoren.
• der neue High-Reach-Abbruchbagger PC490HRD-10.
Marco Maschke zu den Gründen der Entwicklung intelligenter Baumaschinen: „Die Baubranche ist leider nicht sexy genug. Das heißt, wir haben natürlich auch mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Die alten, sehr erfahrenen Maschinenführer werden leider immer weniger. Und diese ,i‘-Maschinen sollen dazu beitragen, auch künftig für absolute Topergebnisse auf den Baustellen zu sorgen, auch dann, wenn der Bediener kein ,alter Hase‘ ist.“
„Vom High-Reach-Abbruchbagger PC490HRD-10“, sagte er, „erhoffen wir uns große Absatzchancen, denn bei dieser Maschine mit einer Reichweite von über 16 Metern kann man noch eine Ausrüstung von über 3,5 Tonnen anbauen, also besonders schwere Abbruchzangen oder -scheren. Wir gehen davon aus, dass wir mit dieser Neuheit einen sehr großen Erfolg haben werden.“
Knapp 95 Prozent aller Maschinen, die Komatsu in Europa verkauft, werden auch in Europa hergestellt, wo der Hersteller vier Werke betreibt, so u. a. in Deutschland die beiden ältesten Komatsu-Werke – das Komatsu Mining-Werk in Düsseldorf (ehemals Mannesmann Demag, 1908 gegründet) und das Komatsu-Werk in Hannover (1835 als Hanomag gegründet).
Im Geschäftsfeld Baumaschinen des global agierenden Konzerns Komatsu Ltd. ist Komatsu Hanomag in Europa verantwortlich für insgesamt vier Produktgruppen:
• Kompaktradlader (Betriebsgewicht: 4,8 bis 7,5 Tonnen / Schaufelvolumen: 0,7 bis 1,3 Kubikmeter), eigene Entwicklung, Produktion und Vertrieb.
• Radlader (Betriebsgewicht: 7,5 bis 55 Tonnen / Schaufelvolumen: 1,5 bis 7,0 Kubikmeter), seit 1991 Herstellung in Lizenz (Basisentwicklung erfolgt bei Komatsu in Japan) sowie Weiterentwicklung der Radlader für die Anforderungen des europäischen Marktes (zum Beispiel Ausrüstungen).
• Mobilbagger (Betriebsgewicht: 13 bis 22 Tonnen), seit 2005 eigene Entwicklung, Produktion und Vertrieb.
• Muldenkipper (Betriebsgewicht: 32 bis 46 Tonnen), Herstellung in Lizenz seit 2013 mit Komponenten aus Japan nach dem Baukastenprinzip und Weiterentwicklung der Produkte für spezielle Anforderungen des europäischen Marktes.
Zudem ist seit 2006 vor Ort das Europäische Technologie Center (EUTC) von Komatsu angesiedelt, in dem die Ingenieure die besten Produkte für den europäischen Markt entwickeln sollen.
Für den Verkauf der Komatsu-Baumaschinen in Deutschland arbeitet Komatsu mit ausschließlich inhabergeführten Familienunternehmen zusammen, die den Vertrieb bundesweit abdecken (Schlüter für Baumaschinen, Baumaschinen Rhein-Ruhr, Ritter & Schwald Baumaschinen, GP Papenburg, Kuhn-Gruppe).