Unternehmen -
Lafarge droht Liquidierung wegen IS-Finanzierung
Justizvorwurf: Verbrechen gegen die Menschlichkeit
DBU/Berlin – Die Führung des Baustoffkonzerns Lafarge residiert im ruhigen 16. Arrondissement von Paris. Aber mit der Ruhe ist es seit dem Frühjahr vorbei. Staatliche Ermittler wühlen sich durch die Unterlagen des Konzerns. Die Justiz beschuldigt Lafarge, Terrorgruppen in Syrien finanziert zu haben. Gegen acht Top-Manager laufen bereits Ermittlungen. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Es geht um insgesamt 5,5 Millionen Euro, die Lafarge an verschiedene Bürgerkriegsparteien in Syrien gezahlt haben soll, auch an die Dschihadisten des IS. Dank der Zahlungen konnte der Konzern trotz Kriegswirren die lukrative Produktion in seinem nordsyrischen Werk aufrechtzuerhalten. Das Arrangement sei einfach gewesen: Geld gegen sicheren Zugang zur Fabrik. 2014 platzte der Deal. Der IS besetzte das Werk und stoppte die Produktion.
Vor wenigen Wochen hat sich die juristische Lage für Lafrage noch einmal drastisch zugespitzt: Nun ist der Konzern in seiner Existenz bedroht. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete, haben Pariser Richter ein Ermittlungsverfahren gegen den Konzern eingeleitet. Einer der Vorwürfe lautet auf Mittäterschaft bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Im Falle einer Verurteilung droht die Zwangsliquidierung.
Indes ist an der Lafarge-Zentrale im Pariser Nobelbezirk wieder Ruhe eingekehrt. Grabesruhe. Ein Aushang verkündet, dass Lafarge den Standort schließen wird.
Erschienen in Ausgabe: August 2018 | Seite 1