Mauerwerksbau - von Gastautor

Nachhaltige Ziegelbauweise für modernen Wohnkomfort

Nachverdichtung: Massive Mehrfamilienhäuser erweitern Wohnfläche in München-Ramersdorf

München (Bayern) – Preisgünstiger Wohnraum, der heutigen Wohnansprüchen genügt: Das ist ein Grundanliegen der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG. Daher vertraut das Münchener Unternehmen bei der innerstädtischen Nachverdichtung auf die ökonomischen, ökologischen und bauphysikalischen Pluspunkte einer nachhaltigen Ziegelbauweise.

Bei zwei viergeschossigen Mehrfamilienhäusern im Stadtteil Ramersdorf kommt daher der besonders tragfähige „Unipor WS10 Coriso“-Mauerziegel zum Einsatz. Dank seines mineralischen Dämmkerns erfüllt der Unipor-Mauerziegel auch ohne Wärmedämmverbundsystem (WDVS) den geforderten Wärmeschutz nach KfW-Standard. Außerdem gewährleistet er mit einem Schalldämmmaß von 52,2 Dezibel hohen Schallschutz.

„Familien zurück in die Stadt“: Unter diesem Motto lobte die Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG im Jahr 2009 einen Architekturwettbewerb zur Quartiersentwicklung des Münchener Stadtteils Ramersdorf-Mitte aus. Der Entwurf der „bogevischs buero architekten und stadtplaner gmbh“ überzeugte zum einen durch ein ausgewogenes Sanierungs- und Umbaukonzept. Zum anderen präsentierten die Planer eine städtebaulich gelungene Anbindung von Neubauten an die bestehende Bebauung.

Modernisierung im großen Stil
Der Münchner Stadtteil Ramersdorf mit seinen Quartieren Ramersdorf Süd, Mitte und Nord besteht etwa zur Hälfte aus Gebäuden der GEWOFAG. Ein Großteil davon ist bereits ein halbes Jahrhundert alt.
Da sowohl die Haustechnik als auch der energetische Zustand der Bauten nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach, entschloss sich die Wohnungsbaugesellschaft vor etwa fünf Jahren zu einer umfassenden Modernisierung ihres dortigen Wohnungsbestands.
Der immer höher werdende Wohnraumbedarf in München war ein weiterer Grund, den Gebäudebestand umzustrukturieren. Da es in der Metropole immer weniger bezahlbaren Wohnraum gibt, wollte die Wohngesellschaft mit diesem Projekt hier entgegenwirken.

Das Projekt in Ramersdorf-Mitte betrifft ein Areal von sieben Hektar mit insgesamt 990 Wohnungen. Ziel der geplanten Modernisierungsmaßnahmen ist dabei nicht nur die Verbesserung des Wohnkomforts. Viele Bestandswohnungen weisen auch lediglich ein oder zwei Zimmer auf und erfüllen nicht länger die Wohnbedürfnisse von heute.
Mehr gewünschte Wohnfläche erforderte neben dem Umbau der vorhandenen Bausubstanz zudem eine maßvolle Nachverdichtung durch Aufstockung der Gebäude sowie Neubauten.
Um vor allem den Zuzug junger Familien zu begünstigen, ist nun eine höhere Anzahl von Wohneinheiten mit entsprechend großer Wohnfläche vorgesehen. Für die energetische Verbesserung der zu sanierenden oder aufgestockten Altbauten wird zudem das KfW-Energieeffizienzhaus 100 vorgegeben. Die geplanten Neubauten haben jedoch grundsätzlich den Standard des KfW-Energieeffizienzhauses 70 zu erfüllen.

Neubauten als Nachverdichtung
Bereits seit dem Jahr 2013 erfolgt im Auftrag der GEWOFAG an der Rupertigaustraße eine ökonomisch und gestalterisch durchdachte Nachverdichtung. Darüber hinaus gibt es Aufstockungsarbeiten am Gebäudebestand mit der Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern. Dabei entstehen – als Ersatz für zwei alte Gebäudezeilen – für veranschlagte 23,8 Mio. Euro zwei kompakte viergeschossige Baukörper mit insgesamt 7.140 Quadratmetern Wohnfläche. Die Gesamtwohnfläche wird gegenüber der abgerissenen Bausubstanz um 940 Quadratmeter vergrößert.
Der kleinere der beiden Gebäudeblöcke umfasst 33 Wohnungen, während das zweite, L-förmige Mehrfamilienhaus nach Fertigstellung sogar 65 Wohneinheiten besitzen wird. Der größere Baukörper schließt außerdem an die angrenzenden Bestandsbauten an. Dadurch entsteht ein großer und ruhiger Innenhof, der zum Ausruhen, zur Kommunikation und zum Spielen einlädt. Zudem erhalten die Wohneinheiten durchgängig große Freiraumangebote durch Loggien. Seit Ende 2014 sind die ersten Wohnungen bezugsfertig. Die im zweiten Bauabschnitt zu errichtenden Wohneinheiten werden voraussichtlich bis Ende 2015 fertiggestellt.

Massivbauweise Kostengünstig gewünscht
Eine wirtschaftliche Bauweise und die Nutzung finanzieller Fördermöglichkeiten spielten bei der Planung eine wichtige Rolle. Rund ein Drittel der errichteten Wohnungen unterliegt der einkommens­orientierten Förderung (EOF). Ein weiteres Drittel wird nach dem „München-Modell“ für Mieter gefördert.

Um die Förderbestimmungen ohne Verzicht auf Bauqualität einzuhalten, sahen die Architekten für die Gebäudeentwürfe einen kostengünstigen Massivbau mit Putzfassade vor. Bei der Auswahl des Außenwandbaustoffs entschieden sich die Planer dann für den „Unipor WS10 Coriso“-Mauerziegel mit mineralischer Dämmstoff-Füllung.

Die Architekten machten sich die in Abstimmung mit dem Bauherren getroffene Entscheidung zuvor nicht leicht: „Angesichts der angestrebten Putzfassade und des geforderten Wärmeschutzes kamen eigentlich entweder Stahlbetonwände mit aufgebrachtem Wärmedämmverbundsystem oder ein ausreichend tragfähiges, hochwärmedämmendes Ziegelmauerwerk in Frage“, erläutert Architekt Julius Klaffke als betreuender Projektleiter. „Wir haben die Alternativen sowohl in Bezug auf die Kosten als auch hinsichtlich ihrer bauphysikalischen Qualität miteinander ver­glichen. Bei den Kosten kamen wir bei beiden Bauweisen auf ein ähnliches Ergebnis.“

Auswahl fiel auf Unipor WS10 Coriso
Den entscheidenden Ausschlag für den Unipor-Ziegel gaben letztlich die bauphysikalischen Pluspunkte und die hohe Nachhaltigkeit des „Unipor WS10 Coriso“ sowie die typischen Vorteile von Ziegeln im Allgemeinen. Dazu gehört auch der sehr gute Brandschutz (Brandschutzklasse A1): Sowohl Mauerziegel als auch Dämmstoff-Füllung sind nicht brennbar und bieten somit optimalen Schutz.
„Wir favorisierten den Wandaufbau aus dem hochwärmedämmenden Ziegel plus Außenputz auch deshalb, weil durch den Verzicht auf ein Wärmedämmverbundsystem die Fassade nicht nur dauerhafter, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber mechanischen Belastungen ist“, erklärt Klaffke. „Zudem fanden wir diese Lösung auch angesichts der Ziegelbauweise der vorhandenen Bebauung besser.“ Mit einem 42,5 Zentimeter dicken Außenmauerwerk plus drei Zentimetern Putz wird dank des Wärmeleitwertes des Mauerziegels von 0,10 W/mK ein geringer Wärmedurchgangskoeffizient von 0,22 W/m²K erreicht. Dieser ermöglicht den Standard für das KfW-Energieeffizienzhaus 70.

Speziell für den Mehrgeschoss-Wohnungsbau entwickelt
Die Unipor-Gruppe (München) hat den Unipor WS10 Coriso- Mauerziegel speziell für die Bedürfnisse des mehrgeschossigen Wohnungsbaus entwickelt. Jedoch überzeugt er nicht nur durch seinen geringen Wärmeleitwert. Die zentrale Besonderheit ist seine optimierte Kombination aus hoher Tragfähigkeit (Druckfestigkeitsklasse 12, zulässige Druckspannung 1,9 MN/m²) mit hervorragendem Wärme- und Schallschutz. So stellt das Coriso-Mauerwerk durch ein bewertetes Schalldämmmaß von Rw,Bau,ref = 52,2 Dezibel ein ruhiges und behagliches Wohnen für die zukünftigen Bewohner der Mehrfamilienhäuser sicher.
Ein weiterer Pluspunkt ist seine wirtschaftliche Verarbeitung: Die Errichtung des Mauerwerks durch die vom Unipor-Mitgliedsunternehmen Hörl & Hartmann Ziegeltechnik (Dachau/ Gersthofen) hergestellten und gelieferten Ziegel verläuft äußerst zügig.

Als zeit- und gleichzeitig mörtelsparend erweist sich dabei die nach der Zulassung gedeckelte Verlegung des Planziegels in nur drei Millimeter dickem Dünnbettmörtel. Der Mörtelauftrag wird dabei verarbeitungsfreundlich mit dem von der Unipor-Gruppe mitentwickelten Unimaxx-Mörtelschlitten durchgeführt.

Auch die Ausführung von Schlitzen oder Aussparungen in die Ziegelwände ist trotz der integrierten Dämmstoff-Füllung vollkommen unproblematisch. „Wenn man den Ziegel schneidet, fällt oder rieselt kein Füllstoff heraus“, erklärt Bauleiter Christoph Wirth von der ausführenden Pfeiffer Bau GmbH aus Rosenheim. „Wir haben den Unipor WS10 Coriso zum ersten Mal verbaut und sind von seiner guten Verarbeitbarkeit positiv überrascht.“

Soziale Stabilität fördern
Ein wesentliches Ziel des Projektes ist die Verbesserung der vorhandenen Sozialstruktur. Mit drei und sechs Eingängen sind die einzelnen Viergeschosshäuser kleinteilig genug, um den Bewohnern soziale Interaktion zu bieten.

Im Erdgeschoss der Neubauten haben die Architekten zudem einen Bewohnertreff sowie einen Stützpunkt von „Wohnen im Viertel“ angeordnet: ein Projekt der GEWOFAG, das selbstständiges Wohnen mit der Sicherheit eines ambulanten Pflegedienstes vor Ort verbindet. Alle Wohnungen sind barrierefrei, einige sogar rollstuhlgerecht ausgestattet. Somit können sich in den fertiggestellten Gebäuden auch Senioren und Personen mit eingeschränkter Mobilität wohlfühlen.


Autor: Dipl.-Ing. Hans-Gerd Heye

von Gastautor

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