von Christian Schönberg
„NeoR-Leichtschalung hat 2021 unsere Erwartungen übertroffen“
Paschal geht mit dem neuen Geschäftsführer Marius Wunder in die Zukunft
Mit Marius Wunder steht seit September vorigen Jahres ein neuer zweifach promovierter operativer Geschäftsführer an der Spitze des Schalungsunternehmens Paschal. Mit ihm sprach DBU-Redakteur Christian Schönberg über seine Ziele und die Aussichten der Branche.
Wie sehen Sie das Unternehmen derzeit national wie international aufgestellt?
Marius Wunder: Eins ist klar, unser DACH-Geschäft hat uns besser durch die Pandemie getragen als das Geschäft in Asien. Zum Glück haben wir ein sehr erfahrenes Management im Export. Daher liegen unsere Hoffnungen langfristig vor allem auf dem Auslandgeschäft insbesondere in den Ländern, die wir aus ausländischen Werken gut beliefern können.
Was sehen Sie als größte Herausforderung an, die Sie angehen?
Unser neues Produkt, die NeoR-Leichtschalung als Weiterentwicklung der bewährten Universalschalung Raster/GE hat zwar in 2021 bereits die Erwartungen meines Vorgängers übertroffen, sollte und muss aber im bauma-Jahr 2022 zu einem unserer Hauptumsatz- und Wachstumsträger werden.
Wo wird künftig verstärkt investiert werden müssen?
Unser Fokus wird weiter ganz klar auf Investitionen in unsere bestehende Produktion im Stammwerk in Steinach, den Beteiligungsgesellschaften in Frankreich, Dänemark, Tschechien, Bahrain, Indien und der Schweiz sowie den Niederlassungen in Gifhorn, Hamburg, München und Berlin liegen. Anorganisches Wachstum sollte erstmal nicht im Fokus stehen, das heißt, wie wollen aus uns selbst heraus wachsen und planen derzeit keine Unternehmensakquisition.
Welchen Einfluss haben die derzeitigen Preisentwicklungen am Markt?
Paschal hat lange gezögert die Preise zu erhöhen, obwohl wir den Druck als Produzent von Produkten, die hauptsächlich aus Aluminium, Stahl und Holz bestehen, natürlich stark gespürt haben. Diese Entscheidung war richtig, denn Paschal als Familienunternehmen sieht sich in der Verantwortung, die allgemeine Teuerungsrate nicht noch zu befeuern und Kunden auf bereits beauftragten Bauprojekten unter Druck zu setzen. Trotzdem war eine meiner ersten Amtshandlungen eine Preiserhöhung, die sich aber an diesem Prinzip ausgerichtet hat. Soll heißen: Wir haben die Preise nicht mehr erhöht, als wir es wirklich mussten, weil die Rohstoffpreise nach wie vor und auch langfristig höher sind.
Wie sichert Paschal seinen Fachkräftebedarf für die Zukunft? Gibt es diesbezüglich einen
Mangel?
Paschal konkurriert wie jedes andere Unternehmen um qualifizierte Fachkräfte. Gerade in der Region, in der unser Stammwerk liegt, ist die Situation laut statistischen Daten sehr angespannt. Zum Glück arbeiten Menschen derzeit lieber bei einem Bauzulieferer als in einer anderen Branche wie beispielsweise der Luftfahrtzulieferindustrie. Ich sage Mitarbeitenden und Bewerbenden immer, sie sollen da langfristig planen, das überzeugt bisweilen.
Verfolgt Paschal einen Plan zur Klimaneutralität des Unternehmens? Bis wann soll sie gegebenenfalls erreicht werden?
Paschal ist traditionell auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Unsere Produkte sind 36 Jahre und länger im Einsatz und damit auch länger als die Produkte der Wettbewerber. Wir haben uns außerdem bewusst für Schalplatten aus Holz und nicht aus Kunststoff entschieden, um Mikroplastik im Grundwasser zu reduzieren. Das sind alles Dinge, die in kaum einer Klima-Bilanz auftauchen, aber genauso gezählt werden müssen. Daneben tun wir unser Möglichstes, um im Rahmen realistisch-ambitionierter Ziele unseren CO₂-Fußabdruck zu minimieren.
Was verstehen Sie unter realistisch-ambitionierten Zielen?
Das bedeutet, die Ziele auch seriös abzuschätzen. Die Bauzulieferindustrie ist insgesamt sehr energieintensiv. Da kann man sehr viel initiieren, um den CO₂-Fußabdruck zu senken. Aber das ist auch immer eine Frage der Kosten. Bezogen auf unsere Industrie sind nach jetzigem Stand überproportional hohe Investitionen nötig, um die Ziele der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Unternehmen unserer Branche, die sich noch kürzere Fristen dafür setzen, müssten von unrealistisch hohen Investitionen ausgehen.
In der Corona-Pandemie gab es viele Messeabsagen: Wie sehen Sie die Zukunft dieses Formats der Produktpräsentation? Wie wichtig sind Paschal künftig Messe-Auftritte?
Paschal wird in Zukunft zweigleisig fahren und neben den klassischen Messeauftritten noch zusätzlich einen digitalen Messestand betreiben, der wirklich eindrucksvoll ist. Demzufolge wird es wohl zukünftig beide Formate parallel geben müssen. Auch wenn dies signifikant mehr Aufwand bedeutet, sehe ich hier doch Vorteile wie die leichtere Kundendatenerfassung und -verarbeitung im digitalen Messeangebot und die Kontinuierlichkeit dieses neuen Vertriebskanals.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
Die Digitalisierung wird genau die Rolle spielen, die wir wollen, denn Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern sollte Unternehmen dazu dienen, ihre jeweiligen Ziele zu erreichen. Für uns bedeutet das, dass wir digitale Hilfsmittel einsetzen werden, um die Produktivität zu steigern und die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser befriedigen zu können, sowie unsere Kunden noch besser zu verstehen. Was digitale Produktangebote angeht, sind wir mit dem Festigkeits-Monitoring System Maturix und der Schalungsplanungssoftwareangeboten PPL & PPpro bereits Branchenvorreiter.
von Christian Schönberg