Kommentar -
Ohne Erbschaftsregeln keine Zukunft
von DBU-Redakteur Heiko Metzger
Der Wohnungsbau boomt, jetzt soll auch der öffentliche Bau anziehen – nur der Wirtschaftsbau kommt nicht in Tritt. Dabei wächst die deutsche Wirtschaft stabil, die Beschäftigung hat Rekordniveau erreicht, die Produktion läuft vielerorts am Limit.
Dennoch halten sich Privatunternehmen mit Investitionen in Werksgebäude und Produktionsanlagen zurück. Warum?
Zum einen sind die Aussichten der Weltwirtschaft unsicher. Auf Grund fallender Rohstoffpreise bangt die exportorientierte Industrie um ihre Umsätze.
Zum anderen wirkt sich der Fachkräftemangel aus. Nie in den letzten Jahrzehnten waren die Aussichten, passende Fachkräfte zu finden, so düster wie heute.
Diese beiden Gründe für die Investitionszurückhaltung der Unternehmen kann die Politik nur schwer oder gar nicht aus der Welt schaffen. Aber ein anderer Grund ist hausgemacht.
Seitdem die Karlsruher Verfassungsrichter die Verfassungswidrigkeit eines Teils des Erbschaftssteuerrechts festgestellt haben, schwebt über jedem Familienbetrieb große Unsicherheit. Die Unternehmenslenker haben in Bezug auf die langfristige Entwicklung des Familienbetriebs keine Sicherheit. Projekte mit langfristigen Folgen, wie der Bau neuer Produktionsanlagen, werden verschoben oder möglichst klein gehalten.
Hier kann und muss die Politik endlich Abhilfe schaffen. Denn jährlich entgehen der deutschen Volkswirtschaft Milliardensummen an Investitionen.
Das kann sich Deutschland nicht lange leisten. Der Kapitalstock der deutschen Industrie schrumpft seit Jahren. Das gefährdet den künftigen Wohlstand des Landes.
Die Politik muss endlich Klarheit schaffen, und verfassungskonforme, verständliche und praxisorientierte Regeln für die Vererbung von Firmenvermögen festlegen.
Die Zeit drängt.
Erschienen in Ausgabe: Februar 2016 | Seite 2