Originell, weil original – für harte Einsätze auf der Modell-Baustelle

Baumaschinen - und Nutzfahrzeug-Modelle im Maßstab 1:14,5: In Optik und Technik entsprechen sie ihren „großen Vorbildern“

Herr Brand, Herr Damitz …, was macht die Faszination ihrer Nutzfahrzeug- und Baumaschinenmodelle aus?
B. Brand: Nun, sie können alles, was die Großen auch können. Sie kommen optisch und technisch dem Original sehr nahe. Fotografiert man unsere Fahrzeuge im Gelände und zeigt die Fotos einem Fachmann, dann geht der immer davon aus, das er originale Fahrzeuge betrachtet. Das ist einfach unser Ziel. Das liegt auch am Größenverhältnis. Wir fertigen ausschließlich im Maßstab 1:14,5, was praktisch ist. Man kann die Modelle leicht handhaben. So hat etwa ein Speditionssattelzug eine Länge von 1,20 Meter. Den kann ich einerseits in die Vitrine stellen, andererseits kann ich das Modelle aber noch tragen. So eine Maschine wiegt so um die 10 bis maximal 15 Kilogramm.
R. Damitz: Ich kann mich dem nur anschließen. Wenn in einem Baumaschinen-Original eine Hydraulik arbeitet, bzw. wenn die Funktionen hydraulisch sind, dann sind sie es in unseren Modellen im Maßstab 1:14,5 ebenfalls. Die Hydraulik funktioniert genau wie im Original mit Öl, es sind die gleichen Komponenten verbaut, nur eben viel kleiner.

Sie bauen beide selbst?
B. Brand: Ich nicht mehr. Wir beschäftigen richtige Fahrzeugkonstrukteure wie bei den großen Fahrzeugherstellern. Da werden die Programme geschrieben, die Werkzeuge gebaut. Wir sind, was die Produktion betrifft, auch dem tatsächlichen Herstellungsprozess sehr nah. Momentan haben wir drei Konstrukteure, darunter ist jemand, der seine Diplomarbeit schreibt, dazu 17 weitere Mitarbeiter.
Damitz: Also, das Bauen selbst habe ich inzwischen – wie Herr Brand – größtenteils abgegeben. Hin und wieder, wenn ein Engpass entsteht, kommt es vor, dass ich mit aushelfe. Grundsätzlich ist es so, dass ich dieses Handwerk von Grund auf gelernt habe. Jeden Bereich bei uns könnte ich theoretisch noch selber ausführen.
Wir sind sechs Mitarbeiter. Der Schwerpunkt bei den Funktionsmodellen liegt bei uns vorwiegend im Baumaschinenbereich. Wir konstruieren die Modelle selbst, angefangen von der Idee, der Ausführung, über die Fertigung im eigenen Haus, bis hin zur Lackierung und Endmontage.

Wer sind Ihre Kunden?
B. Brand: Wir sind relativ breit aufgestellt. Es gibt den klassischen Spediteur, es gibt die Nutzfahrzeugindustrie. Das heißt, wir haben viele Lizenzpartner wie etwa Mercedes-Benz, MAN oder Meiller. Denen liefern wir Fahrzeuge für Ausstellungszwecke, für Kundenpräsente, usw.
Wir haben aber auch einen weltweiten Kundenstamm an privaten Modellbauern und Sammlern. Das sind Menschen, die die Modelle nicht nur in die Vitrine stellen, sondern auch wirklich im Parcours bewegen – richtig im harten Einsatz auf der Modell-Baustelle. Wir haben mittlerweile auch weltweit Händler. Insofern kann man die Zielgruppe nicht spezifizieren. Es sind einfach Menschen, die Spaß an Mechanik und Technik haben. Sie werden unweigerlich in den Bann der Modelle gezogen.

Herr Damitz, sie beliefern Ihre Kunden auch weltweit?
R. Damitz: Ja – entweder über Händler und Repräsentanzen in den jeweiligen Ländern oder im Direktvertrieb.

Ihren gemeinsamen Messeauftritt auf der NUFAM dürfen wir als Kooperation verstehen?
R. Damitz: Ja, das machen wir schon seit drei Jahren. Wir kennen uns schon wesentlich länger und irgendwann hat sich das so heraus kristallisiert. Wir ergänzen uns gut in der Produktpalette, und bedienen eine ähnliche Zielgruppe. Wenn ich ein Fahrzeug nehme und es mit dem Bagger belade, macht es natürlich Sinn, das in der Kombination zu zeigen, weil die Kunden, dass auch so in dieser Kombination zu Hause haben möchten.

Wieviel Zeit braucht es, ein Modell zu fertigen?
B. Brand: Das kann man in einem Satz nicht beantworten. Für die Fertigung eines fahrfertigen Modells aus unserer Produktpalette – wir konstruieren zum Beispiel Zweiachs-, Vierachs-Kipper in verschiedenen Ausprägungen – investieren wir in Summe zirka 180 bis 200 Arbeitsstunden. Also nur bezogen auf den Zusammenbau eines vierachsigen Kippers, wenn alle Teile vormontiert sind. Die Achsen sind da schon fertig. Der Aufbau des Modells verschlingt dann noch einmal 60 bis 70 Arbeitsstunden.
Dann haben wir natürlich sehr exotische Fahrzeuge – Einzelanfertigungen. Da kann schon allein der Entwicklungsaufwand drei bis vier Monate betragen. Wir sind durchaus schon mal ein halbes Jahr lang nur mit der Herstellung eines einzigen Modells beschäftigt.

Mit welchen Preisen muss man rechnen?
B. Brand: Wenn wir mal ganz oben anfangen: Das teuerste Modell, dass wir jemals im Auftrag gefertigt haben, lag im Preis bei knapp 40.000 Euro. Aber, deswegen muss man ja nicht gleich in die Knie gehen und diesen Traum begraben. Bei uns gibt es beispielsweise den Komplettbausatz einer zweiachsigen Sattelzugmaschine schon ab knapp 2.000 Euro.

Und bei Ihren Baumaschinen-Modellen, Herr Damitz?
R. Damitz: Grundsätzlich liegt es im ähnlichen Bereich, da der konstruktionsmäßige und technische Aufwand vergleichbar ist. Bei einer Baumaschine ist es natürlich so, dass diese meistens eher in einem Stück ist. Das heißt, bei einem Lkw habe ich die Möglichkeit, mir erst das Fahrzeug zu kaufen und dann den Auflieger. Bei einem Bagger macht es wenig Sinn, nur eine Schaufel zu haben. Von daher haben wir eine etwas höhere Grundinvestition. Beim Bagger liegt die Investition bei etwa 5.000 bis 5.500 Euro als Montagesatz. Man kann das Modell – wie bei Herrn Brand –als Bausatz oder als Fertigmodell erhalten. Je nach Ausstattung die verbaut ist, fängt man dann so ab 6.500 / 7.000 Euro an.

Von welchen Herstellern haben Sie die Lizenzen?
R. Damitz: Was wir schon seit Jahren bauen, sind etwa Fabrikate der Firma Orenstein & Koppel, die – obwohl sie längst in andere Unternehmen übergangen ist – im Modellbereich wegen ihres Bekanntheitsgrades sehr gefragt ist. Neuerdings konstruieren wir auch Baumaschinen der Hersteller New Holland oder Zettelmeyer. In dem Bereich sind wir stetig dabei, unsere Produktpalette zu erweitern und auch mit weiteren Herstellern zusammen zu arbeiten. Das sind aber nur die Produkte, die wir in Kleinserie herstellen. Zwischendurch gibt es immer mal Einzelanfertigungen. Diese können dann auch von anderen Herstellern sein.

Welche Qualifikation muss man für die Konstruktion und den Bau solcher Modelle mitbringen?
B. Brand: Nun, ich bin von Haus aus Zahntechniker, also ein Quereinsteiger, aber schon immer Modellbauer seit Kindheit gewesen. Irgendwann ist es so speziell geworden, dass ich einfach Experten zu Rate ziehen musste. Deswegen beschäftigen wir Maschinenbaukonstrukteure.

Dass heißt, Sie haben sich irgendwann umorientiert und eine Firma gegründet.
B. Brand: Ganz herunter gebrochen, ist es genau so. Ich hatte irgendwann auf Zahntechnik keine Lust mehr. Diese Arbeit hier befriedigt, macht Spaß – auch nach mittlerweile 28 Jahren. Klar, ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht. Das trifft es so ziemlich
R. Damitz: Ich bin von Kind auf hinein gewachsen. Mein Vater hat das Unternehmen vor Jahrzehnten gegründet. Er kam aus dem Bereich Technik, ist Maschinenbauingenieur und hat so seine Fähigkeiten einfließen lassen können. Ich habe von ihm das handwerkliche und technische Know-how durch Learning  by doing mitbekommen. Habe dann zusätzlich noch ein Studium im ökonomischen Bereich gemacht, damit die Firma auch wirtschaftlich entsprechend aufgestellt ist. Wenn es aber um Detailarbeiten geht, wenn Dinge konstruiert und berechnet werden müssen, ist es wichtig, dass man auch noch Spezialisten hat, u. a. meinen Vater, der auch noch im Unternehmen tätig ist.
Meine Herren, recht herzlichen Dank für das Gespräch.

Mit René Damitz und Bernd Brand sprach BauUnternehmer-Redakteur Dietmar Puttins.

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