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Pandemie: Umsatz von Wacker Neuson bricht ein

Halbjahresbilanz: EBIT und Cash flow sind positiv

DBU/ München -   Die Wacker Neuson Group, ein führender Hersteller von Baugeräten und Kompaktmaschinen, erzielte im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 796,7 Mio. Euro. Dies entspricht einem Rückgang von 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum . „Nach einem positiven Start in das Geschäftsjahr 2020 hat sich das Geschäftsumfeld im Zusammenhang mit der raschen Ausbreitung des Coronavirus ab Mitte März sehr deutlich eingetrübt. Die flächendeckenden Shutdowns stellten äußerst schwierige Rahmenbedingungen für unser Geschäft dar und führten zu Behinderungen der Lieferketten. Unterbrechungen der Baustellentätigkeit unserer Kunden und die große Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie wirkten sich deutlich negativ auf das Investitionsverhalten in der Branche aus,“ erläutert Martin Lehner, Vorstandsvorsitzender der Wacker Neuson Group. Im zweiten Quartal belief sich der Umsatzrückgang auf 25,4 Prozent

 

Entwicklung der Regionen

Der Umsatzanteil der Region Europa erhöhte sich im ersten Halbjahr 2020 spürbar auf  79,3 Prozent (H1/19: 72,7 Prozent). Da einige europäische Märkte, insbesondere die Länder Zentraleuropas, im Vergleich zur Region Amerikas weniger stark von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen waren, fiel der Umsatzrückgang mit einem Minus von 8,8 Prozent vergleichsweise gering aus (H1/20: 631,4 Mio. Euro; H1/19: 692,5 Mio. Euro).

 

In der Bauwirtschaft zeigte sich vor allem die DACH-Region robust. Hier profitierte der Konzern von seinem flächendeckenden Direktvertriebsnetz, über das den Kunden eine Vielzahl flexibler Miet-, Verkaufs- und Servicelösungen angeboten wird. Die Auswirkungen umfassender Shutdowns in den südeuropäischen Ländern sowie in Frankreich und Großbritannien konnten hierdurch abgemildert werden. Stabilisierend wirkte auch das Geschäft mit Kunden aus der Landwirtschaft. Der Konzern steigerte seine Erlöse hier um 0,9 Prozent auf 153,4 Mio. Euro (H1/19: 152,0 Mio. Euro).

 

Der Umsatz in der von der Covid-19-Pandemie besonders heftig getroffenen Region Amerikas schrumpfte im ersten Halbjahr um 38,0 Prozent und lag bei 143,4 Mio. Euro (H1/19: 231,2 Mio. Euro). Der Rückgang resultierte im Wesentlichen aus der stark zurückhaltenden Investitionstätigkeit von Großkunden, darunter Vermietunternehmen. Da die USA weiterhin sehr hohe Infektionszahlen verzeichnen, bleibt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie hier besonders hoch.

In der Region Asien-Pazifik ging der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2020 um
24,2 Prozent auf 21,9 Mio. Euro zurück (H1/19: 28,9 Mio. Euro). In China kamen die Auswirkungen des Coronavirus bereits vor allem im ersten Quartal zum Tragen. Aufgrund des Lockdowns standen das chinesische Werk Pinghu sowie die chinesische Händlerorganisation zeitweise komplett still. Allerdings lief die Produktion bereits im April wieder annähernd uneingeschränkt, sodass im zweiten Quartal ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hohes einstelliges Wachstum erzielt werden konnte. Anders sah es in Australien aus, wo der Konzern in beiden Berichtsquartalen zweistellig prozentuale Umsatzrückgänge verkraften musste.

 

Profitabilität von stark rückläufigem Umsatzvolumen sowie einer Firmenwertabschreibung geprägt

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag im ersten Halbjahr bei 50,4 Mio. Euro, ein Minus von 41,5 Prozent (H1/19: 86,2 Mio. Euro). Die EBIT-Marge betrug 6,3 Prozent (H1/19: 9,0 Prozent). Belastet war das Ergebnis hauptsächlich vom stark rückläufigen Umsatzvolumen sowie einer Abschreibung auf den Firmenwert des Teilkonzerns USA in Höhe von 9,5 Mio. Euro, welche im Ergebnis des zweiten Quartals enthalten ist. Positiv wirkten eine hohe Kostendisziplin, der gezielte Abbau von Urlaub und Gleitzeit sowie erste positive Effekte aus dem noch vor Ausbruch der Corona-Krise initiierten Kostenreduzierungs- und Effizienzsteigerungsprogramm. Zudem nahm der Konzern angesichts des raschen Nachfragerückgangs verschiedene Modelle der Kurzarbeit in Anspruch. Im zweiten Quartal lag das EBIT bei 21,5 Mio. Euro, die EBIT-Marge betrug 5,6 Prozent (Q2/19: 55,2 Mio. Euro; EBIT-Marge: 10,7 Prozent).

 

Das Finanzergebnis belief sich in den ersten sechs Monaten des Jahres auf -13,8 Mio. Euro (H1/19:
-6,4 Mio. Euro) und war durch Währungseffekte in Höhe von -7,8 Mio. Euro beeinflusst (H1/19: -0,5 Mio. Euro). Dabei handelte es sich im Wesentlichen um negative Effekte im Zusammenhang mit konzerninternen Verbindlichkeiten. Insbesondere die deutlichen Abwertungen der Währungen einiger Länder, deren Volkswirtschaften stark von den Entwicklungen an den Rohstoffmärkten abhängen, wirkten sich hier aus. Im zweiten Quartal lag das Finanzergebnis bei -1,6 Mio. Euro (Q2/19: -5,3 Mio. Euro).

 

Der Steueraufwand lag im ersten Halbjahr bei 13,9 Mio. Euro, im zweiten Quartal bei 7,6 Mio. Euro (H1/19: 25,4 Mio. Euro; Q2/19: 16,3 Mio. Euro). Dies entspricht Steuerquoten von 38,0 bzw. 38,2 Prozent (H1/19: 31,8 Prozent; Q2/19: 32,7 Prozent). Die Steuerquote für das zweite Quartal weicht damit von der im Rahmen der Veröffentlichung vorläufiger Zahlen kommunizierten ab (rund 51 Prozent). Hintergrund ist eine durch den internationalen Rechnungslegungsstandard vorgegebene Glättung von Einmaleffekten auf das Geschäftsjahr. In diesem Zusammenhang wurde auch die Steuerquote des ersten Quartals 2020 rückwirkend korrigiert (nähere Erläuterungen finden sich im Anhang des Halbjahresberichtes, S. 27).

 

Ursächlich für die im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Steuerquote sind zum einen negative Ergebnisse von Tochtergesellschaften, auf die keine aktiven latenten Steuern gebildet werden konnten. Ebenso mussten bestehende aktive latente Steuern zum Teil abgeschrieben werden. Des Weiteren sind die beschriebenen negativen Effekte im Zusammenhang mit konzerninternen Verbindlichkeiten sowie die Firmenwertabschreibung steuerlich nicht als Aufwand ansetzbar.

 

Das Periodenergebnis des ersten Halbjahres lag bei 22,7 Mio. Euro (H1/19: 54,4 Mio. Euro), was einem Ergebnis je Aktie von 0,32 Euro entspricht (H1/19: 0,78 Euro). Im zweiten Quartal betrug das Periodenergebnis 12,3 Mio. Euro (Q2/19: 33,6 Mio. Euro), das Ergebnis je Aktie belief sich auf
0,18 Euro (Q2/19: 0,48 Euro).

 

Free Cashflow hoch zweistellig

In Folge des signifikanten Abbaus des Vorratsvermögens und angesichts einer zurückhaltenden Investitionspolitik war der Free Cashflow im ersten Halbjahr mit 92,9 Mio. Euro deutlich positiv. Im Vorjahr hatte ein starker Anstieg des Net Working Capital zu einem negativen Free Cashflow geführt (H1/19: -184,5 Mio. Euro). In Anbetracht der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie wurden die Produktionsprogramme der Werke frühzeitig gekürzt. Der Vorstand geht davon aus, den Vorratsbestand trotz der angespannten Nachfragesituation bis Jahresende auf rund 500 Mio. Euro zu reduzieren.

 

Weiterer Jahresverlauf mit hoher Unsicherheit behaftet

Am 21. April hatte der Vorstand der Wacker Neuson Group vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie und den damit verbundenen Unsicherheiten bezüglich des weiteren Geschäftsverlaufs seine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zurückgenommen. Angesichts der weiterhin nicht abschätzbaren Auswirkungen auf die Weltwirtschaftslage sowie die Absatzmärkte und Lieferketten des Konzerns, ist die Formulierung einer verlässlichen, konkreten neuen Prognose weiterhin nicht möglich. Der Vorstand geht jedoch davon aus, dass sich die Steuerungsgrößen Umsatz und EBIT-Marge für das Gesamtjahr 2020 deutlich unter den Werten des Vorjahres bewegen werden (Umsatz 2019: 1.901,1 Mio. Euro; EBIT-Marge 2019: 8,1 Prozent).

 

Der Vorstand begegnet der derzeitigen Situation mit zahlreichen liquiditätssichernden Maßnahmen sowie einer Intensivierung des genannten Kostenreduzierungs- und Effizienzsteigerungsprogrammes. Daneben produzieren die Werke angesichts der derzeitigen Nachfragesituation nach wie vor mit reduzierter Kapazität.

 

Darüber hinaus werden alle Investitionsvorhaben erneut geprüft, und – wo möglich und sinnvoll – zur weiteren Absicherung der Liquidität verschoben. Während ursprünglich Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 80 bis 100 Mio. Euro geplant waren, geht der Vorstand nun davon aus, dass diese im Geschäftsjahr 2020 bei rund 80 Mio. Euro liegen werden (2019: 89,2 Mio. Euro). Im Bereich der Erweiterungsinvestitionen an den beiden deutschen Produktionsstandorten Korbach und Pfullendorf werden die zum Zeitpunkt des Ausbruches der Covid-19-Pandemie bereits begonnenen Bauarbeiten aus wirtschaftlichen Gründen fortgesetzt.

 

Besonderes Augenmerk legt der Konzern auf die weitere Reduktion des Net Working Capital. Der Vorstand geht hier zum Ende des Jahres 2020 von einem Niveau deutlich unter dem des Vorjahres aus (31.12.2019: 811,7 Mio. Euro).

 

Mit dem positiven Free Cashflow des ersten Halbjahres, dem geplanten weiteren Abbau des Net Working Capital, der restriktiven Investitionspolitik sowie strikter Kostenkontrolle, wird der Konzern auch im zweiten Halbjahr stets über ausreichend liquide Mittel verfügen. Angesichts der außergewöhnlich hohen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Corona-Krise, plant der Vorstand dennoch, das Liquiditätspolster über die Aufnahme eines Schuldscheindarlehens im August um weitere 50 Mio. Euro aufzustocken.

 

von Redaktion

Erschienen in Ausgabe: online

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