Krane - von Redaktion
Projekt fristgerecht abgeschlossen
Von einer Hubinsel aus: Liebherr-Raupenkran baut 48 Windkraftanlagen
Ehingen (Donau) – Ein knappes Jahr lang war das IJsselmeer im Norden der Niederlande Schauplatz für einen ungewöhnlichen Einsatz eines Liebherr-Raupenkrans LR 11350. Dieser zweitstärkste Raupenkrantyp aus dem Werk in Ehingen errichtete von einer mächtigen Hubinsel aus den kompletten Windpark „Westermeerwind“. Die Kran-Betreiberfirma Mammoet, Global Player im Schwerlast- und Krangewerbe mit umfangreicher Erfahrung in der Offshore-Windindustrie, stellte im Februar fristgerecht die letzte der 48 Siemens-Windkraftanlagen fertig.
Das kleine Städtchen Urk an der Südostküste des IJsselmeers diente seit März 2015 als Heimathafen für den schwimmenden Raupenkran mit seiner sechsköpfigen Crew. Von hier aus startete die Mannschaft von Mammoet zusammen mit den Siemens-Monteuren bei ausreichend guter Witterung ihre Mission.
Auf einer Länge von 15 Kilometer entlang der Ostküste dieses größten Binnensees der Niederlande und nur maximal einen Kilometer vom Ufer entfernt mussten 48 Windkraftanlagen der 3-Megawatt-Klasse errichtet werden. Nicht nur seine exzellente Windhöffigkeit machte den Standort für einen Windpark attraktiv. Auch die Tatsache, dass sich nach der Abtrennung vom Meer durch einen 30 Kilometer langen Deich im Jahr 1932 ein See aus Süßwasser gebildet hatte, ist gegenüber Offshore-Standorten mit Salzwasser von Vorteil.
Gründungspfeiler 25 Meter tief in den Seegrund gerammt
Während der ersten Bauphase mussten gigantische Gründungspfähle mit fünf Meter Durchmesser 25 Meter tief in den Boden des nur wenige Meter tiefen Sees getrieben werden. 300 Tonnen Gewicht brachten die bis zu 40 Meter langen Monopiles auf die Waage. Der Liebherr-Raupenkran positionierte diese gewaltigen Rohre exakt bei einer Ausladung von 36 Meter.
Bereits Ende Mai 2015 waren alle Gründungs-Rohre gesetzt. Nach dem Einbau der technischen Ausstattung in die Fundamente und der Netzanbindung während der Sommermonate wurde ab September 2015 mit der Installation der Turmsegmente, Maschinenhäuser und Rotorsterne der letzte Abschnitt des Projekts in Angriff genommen. Um die Windkraftanlagen mit einer Nabenhöhe von 95 Meter montieren zu können, war der Gittermast des Liebherr LR 11350 auf 114 Meter verlängert worden.
Große Transportpontons, jeweils beladen mit dem zweigeteilten Anlagenturm und einem Maschinenhaus, wurden von Schleppschiffen vom Amsterdamer Hafen zur 60 km entfernten Baustelle gezogen. Die beiden 50 und 40 Meter hohen Turmstücke wurden dabei aufrecht stehend transportiert, wodurch der LR 11350 ohne Hilfskran die Bauteile anheben und direkt montieren konnte. Mit 150 Tonnen Gewicht war das untere Turmsegment hier der größte Lastfall für den Raupenkran.
Für das Anheben und Kippen des Rotorsterns allerdings wurde die Unterstützung durch einen kleinen Schwimmkran erforderlich. Die Rotoren mit einem Durchmesser von 108 Metern waren an der gegenüberliegenden Küste des IJsselmeers fertig montiert und dann auf Lastschiffen angeliefert worden.
Unter Idealbedingungen zügige Komplettmontage an einem Tag
Oft starteten die Arbeiten noch bei Dunkelheit mit dem Einbau des unteren Turmstücks auf den Fundamentpfeiler. Im Idealfall konnte am Abend mit der Installation des Rotorsterns die Anlage dann komplettiert werden.
Während der Wintermonate war die Witterung mit Stürmen und starkem Wind allerdings oft zu schlecht, um zur Montage auf den See auszurücken. Dennoch konnte das Projekt Ende Februar 2016 mit Fertigstellung der letzten Windkraftanlage erfolgreich und auch fristgerecht abgeschlossen werden. Schon im März erreichte der Windpark „Westermeerwind“ mit einer Stromproduktion von 144 Megawatt erstmals seine volle Nennleistung.
Das professionelle Know-how der beteiligten Unternehmen und Teams sorgten für meist reibungslosen Ablauf und den schnellen Baufortschritt des Großprojekts. Die Zuverlässigkeit des eingesetzten Liebherr-Raupenkrans war hierbei ebenso von Bedeutung. „The LR 11350 worked without any problems“, kommentierte William Soeters, Projekt-Koordinator von Mammoet, den getanen Job des großen Krans aus Ehingen. Der niederländische Konzern hat vier Raupenkrane dieses Typs weltweit im Einsatz.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Juni 2016 | Seite 26