von Redaktion
Synthese-Kautschuk hält bei Kälte und Hitze
Lampertheimer Unternehmen überzeugt die Stadt Griesheim mit auf Kunststoff basierenden Pflasterlösung
DBU/Berlin – Was beim Bau von Autos und Fassaden gut ist, kann für das Pflaster nicht schlecht sein. Das hat sich Beton Pfenning aus Lampertheim gedacht und zehn Jahre lang EPDM getestet – mit Erfolg.
Hinter der Abkürzung steht das Wortungetüm Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk. Dabei handelt es sich um einen Werkstoff, der synthetisch hergestellt wird und bislang insbesondere in Abdichtungen für Fenster, Türen oder Förderbänder eingesetzt worden ist. Beton Pfenning prüfte nun, ob das Material auch als Fugenersatz dienen kann. Zehn Jahre Forschungstätigkeit und etliche Belastungstests später hieß die Antwort: ja.
Auf der Grundlage von EPDM wurde das Produkt Combiconnect entwickelt. Dabei werden Steine mit einer EPDM-Fugenmasse ausgestattet, die bereits im Werk fixiert wird und den gesamten Stein umfasst. Die Vorzüge benennt Hendrik Jäger von Beton Pfenning: „EPDM ist ein dynamisches Material“, sagt er. Damit eigne sich der Stoff hervorragend dafür, hohe Lasten zu tragen und zu ertragen. Auch der ökologische Fußabdruck stimme: „Das Material ist sehr gut recycelbar“, so Jäger.
Dem steht die Langlebigkeit in nichts nach. So kann das Material Temperaturen zwischen -50 und +145 Grad Celsius völlig unbeschadet aushalten und gilt auch sonst als äußerst verschleißfest: „Es ist absolut frost- und tausalzresistent“, so Hendrik Jäger.
Mit diesen Eigenschaften zog das Pflaster auch die Aufmerksamkeit der Stadtentwicklung Griesheim auf sich. Die Kommune bei Darmstadt stand vor dem Problem, rund um die Altstadt einige Straßen auf Vordermann bringen zu müssen. Die Strecken waren über lange, sanierungslose Jahre derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie komplett erneuert werden mussten. Insbesondere auf der Kreuzgasse war mit behutsamem Augenmaß vorzugehen, um das historische Altstadt-Bild nicht zu zerstören. „Da haben wir uns für einen Belag entschieden, der sich optisch harmonisch in das Umfeld einpasst“, so Jörg Prattinger von der Stadtentwicklung Griesheim. Andererseits habe man darauf geachtet, dass die Fahrbahn auch Belastungen wie den Güter- und Müllverkehr problemlos – und nachhaltig – standhält.
Doch gerade bei Pflasterstrecken sind dann die Fugen das Problem: Sie halten den unentwegt herüber rollenden Lasten nicht Stand, weil etwa das Fugenmaterial in die Bettung rieselt oder die Abstände zwischen den Steinen insgesamt falsch dimensioniert sind. Für den Altstadtbereich und auch ein Areal im Neubaugebiet „Südwest“ kam die Stadtentwicklung deshalb auf das Combiconnect-System.
Das gesamte Griesheimer Bauprogramm startete voriges Jahr mit der in der Nähe des Heimatmuseums befindlichen Kreuzgasse. Der Bauzeitraum dehnt sich allerdings wegen des hohen Umfangs des Vorhabens bis weit ins Jahr 2023 aus. Die Stadt lässt sich die neuen Altstadtstraßen inklusive der Strecken im Wohngebiet „Südwest“ sechseinhalb Millionen Euro kosten.
von Redaktion
Erschienen in Ausgabe: Maerz 2020 | Seite 21