Unternehmen -

Trotz schwierigem Mining-Geschäft wächst Liebherr weiter

Konzern steigert Umsatz mit Turmdrehkranen um fast 20 Prozent

DBU/Biggleswade (England)/Edinburgh (Schottland) – Der Baumaschinen-Konzern Liebherr hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 960 Mio. Euro mit Erdbewegungsmaschinen umgesetzt. Das teilte Stefan Heissler, Direktoriumsmitglied der Liebherr-International AG, auf einer Pressekonferenz in England mit. Damit bleiben die Erdbewegungsmaschinen hinter den Fahrzeugkranen die zweitumsatzstärkste Geschäftssparte des Liebherr-Konzerns.

„Die Liebherr-Firmengruppe umfasst mehr als 130 Gesellschaften, darunter 40 Produktionsgesellschaften“, so Direktoriumsmitglied Heissler. Zum Jahresende 2014 hatte Liebherr weltweit 41.000 Mitarbeiter.
„Von Januar bis Juni 2015 haben wir über alle Sparten hinweg einen Gesamtumsatz erzielt, der leicht über dem Vorjahreswert lag“, so Heissler weiter. Konkret erwirtschaftete Liebherr im ersten Halbjahr 2015 einen Umsatz von 4,395 Mrd. Euro, 2,1 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Doch konnte der Konzern nicht in allen Sparten Steigerungen des Umsatzes erzielen. Den größten Umsatzrückgang musste Liebherr in der Sparte Bergbau (Mining) verbuchen. Hier setzte der Konzern bis Juni 321 Mio. Euro um, 13,7 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch das Geschäft mit Fahrzeugkranen blieb hinter dem Vorjahresniveau zurück - der Umsatz sank leicht um 0,8 Prozent auf 1,037 Mrd. Euro.
Von einem „sehr erfreulichen Plus“ sprach Heissler in der Sparte Turmdrehkrane. Hier schaffte es Liebherr, seinen Umsatz um mehr als 19 Prozent auf 231 Mio. Euro zu steigern.

Krane am Firth of Forth
Drei große Turmdrehkrane von Liebherr sind aktuell an einer der bekanntesten Baustellen Großbritanniens im Einsatz. Über dem Meeresarm Firth of Forth, unweit der schottischen Hauptstadt Edinburgh, entsteht gerade eine 2,7 Kilometer lange Schrägseilbrücke. Nach ihrer Fertigstellung wird sie weltweit die längste Schrägseilbrücke mit drei Pylonen sein. Die drei Obendreherkrane 630 EC-H 40 Litronic von Liebherr flankieren während der Bauzeit die Betonpylonen, von denen der größte 202 Meter aus den Fluten ragen wird. Die Krane selbst, die auf speziellen Stahlfundamenten stehen, erreichen eine Gesamthöhe von 235 Meter und eine Hubhöhe von 212 Meter. Damit sind die drei Krane höher als das dritthöchste Gebäude Deutschlands (Mehr Informationen auf Seite 21).
Das Brückenbauprojekt gehört zu einer Reihe großer Infrastrukturprojekte, die die britische Regierung im Zuge der internationalen Finanzkrise angestoßen hatte. Die Investitionen sollten helfen, die Wirtschaft des Vereinigten Königreiches (UK) aus der Rezession zu holen. Und tatsächlich wuchs im vergangenen Jahr die britische Wirtschaft stärker als jede andere Volkswirtschaft Westeuropas.
Und Westeuropa ist noch immer der wichtigste Markt für Liebherr, wie Heissler betonte. Hier würde der Konzern nach wie vor 50,8 Prozent seiner Umsätze erzielen – zwischen Januar und Juni 2015 mehr als 2,2 Mrd. Euro. Der zweitgrößte Absatzmarkt für Liebherr sind Nord- und Südamerika, wo der Konzern mit Sitz im schweizerischen Bulle 779 Mio. Euro im ersten Halbjahr umgesetzt hat.
Schwach entwickelten sich für Liebherr die Märkte in Afrika (minus 8,3 Prozent) und Osteuropa (minus 21,1 Prozent).

Umsatz-Prognose
Nach dem der Jahresumsatz des Gesamtkonzerns in den Jahren 2013 und 2014 leicht rückgängig war, erwartet die Konzernführung für dieses Jahr einen deutlichen Anstieg des Jahresumsatzes. „Die Prognose für den Gesamtumsatz 2015 liegt aktuell bei etwa 9,2 Mrd. Euro“, so Direktoriumsmitglied Heissler. Das würde einem Umsatzplus von rund 4,4 Prozent entsprechen und den höchsten Jahresumsatz bedeuten, die Liebherr jemals erwirtschaftet hat, so Heissler weiter.
Im Bereich Baumaschinen und Bergbau geht der Liebherr-Konzern davon aus, dass sich insbesondere die Sparte Turmdrehkrane mit hoher Dynamik weiter entwickeln wird. Auch für die Sparten Erdbewegungsmaschinen und Fahrzeugkrane werden im Vergleich zum Gesamtvorjahr Umsatzzuwächse prognostiziert. Die Erlöse der Sparte Betontechnik sollen das Niveau des Vorjahres erreichen. Lediglich im Bergbau (Mining) werde der Umsatz wohl erneut sinken. „Die Krise in der weltweiten Gewinnungsindustrie ist immer noch nicht ganz vorüber“, sagte Heissler.
Für das laufende Jahr plant Liebherr konzernweit Investitionen von 755 Mio. Euro. „Traditionell investiert Liebherr sehr, sehr viel jährlich“, so Stefan Heissler.

Liebherr in UK
Seit 1960 ist Liebherr in Großbritannien aktiv. Damals sei es jedoch hauptsächlich um den Vertrieb von Liebherr-Kühlschränken und Gefriergeräten gegangen, sagte Claire Webber, Geschäftsführerin der Liebherr-Great Britain Ltd. Zwei Jahre später, 1962 sei Liebherr dann auch stärker in das britische Geschäft mit Baumaschinen eingestiegen. Seit 2004 steuert Liebherr seine UK-Aktivitäten vom ostenglischen Biggleswade aus und konnte seither ein „beeindruckendes Wachstum“ verzeichnen. So verkaufte Liebherr 2005 in UK 149 Erdbewegungsmaschinen, konnte die abgesetzte Stückzahl bis 2015 auf 300 Einheiten verdoppeln. Auch beim Absatz von Fahrzeugkranen konnte Liebherr deutlich zulegen. „Zwischen 2005 und 2015 sind unsere Einnahmen in diesem Bereich um 68 Prozent gestiegen“, sagte Geschäftsführerin Webber. Mittlerweile beschäftigt Liebherr-Great Britain 350 Mitarbeiter.

Erschienen in Ausgabe: Dezember 2015 | Seite 3

Zurück