Sicherheit -

Umgang mit Epoxidharzen zu sorglos
Epoxidharz-Allergie breiten sich schnell aus. BG Bau legt Untersuchung zur Risikovermeidung vor
DBU/Köln (Nordrhein-Westfalen) – Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) hat zusammen mit ihren niederländischen Kollegen der Arbouw eine Untersuchung über Epoxidharze veröffentlich und warnt vor dem sorglosen Umgang mit dem modernen Werkstoff. Insbesondere Hautkontakt mit Epoxidharzen müsse vermieden werden.
Epoxidharze sind aufgrund ihrer guten technischen Eigenschaften zu Standardwerkstoffen nicht nur in der Bauwirtschaft aufgestiegen. Epoxidharze sind Reaktionsharze, die aus einem Härter und einem Harz bestehen. Sie finden unter anderem Anwendung als Lacke, Klebstoffe, Beschichtungen, Isoliermassen und Restaurationsstoffe. „Wir haben versucht, Ersatzstoffe für Epoxidharze zu finden. Das ist gescheitert“, sagte André Große-Jäger, Referatsleiter beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Diese Einschätzung teilt Dr. Reinhold Rühl, Leiter des Bereichs Gefahrenstoffe bei der BG Bau. Rühl sagte: „Für die BG Bau ist Substitution der Königsweg, aber Epoxidharze sind genial.“ Ein Ersatz sei nicht möglich, so Rühl.
Doch Epoxidharze können schwere Allergien hervorrufen. Seit fünfzehn Jahren haben die Erkrankungen durch den Einsatz von Epoxidharzen stark zugenommen. Tausende Menschen sind betroffen und jedes Jahr registrieren die gewerblichen Berufsgenossenschaften knapp 250 neue Fälle. Für Heilbehandlungen, Rehabilitationen und Renten von Epoxid bedingten Erkrankungen zahlten die Berufsgenossenschaften zwischen 1999 und 2013 über 54,6 Mio. Euro. Nach Einschätzung von Dermatologen ist das jedoch nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Beschäftigte arbeiten trotz Hauterkrankungen weiter und zeigen ihre Berufskrankheit nicht an.
Deshalb ermittelte die BG BAU gemeinsam mit der niederländischen Arbouw Ursachen, warum Berufstätige durch ihre Arbeit mit Epoxidharzen erkranken und befragte hierfür insgesamt 1.300 Baubeschäftigte, darunter 500 Erkrankte. Wichtigste Ergebnisse: Bei den Erkrankten fehlten chemikalienbeständige Handschuhe; die Arbeitskleidung war ungeeignet – beispielsweise kurzärmlige Hemden; die Epoxidharze wurden ohne Schutz kniend verarbeitet; Beschäftigte duschten nicht am Arbeitsplatz oder wechselten ihre Arbeitskleidung nach Arbeitsschluss erst am Wohnort. Und eine Einweisung durch den Arbeitgeber hat bei den Erkrankten viel seltener stattgefunden als bei der Kontrollgruppe.
„Diese Untersuchung macht den hohen Stellenwert eines professionellen Umgangs mit Epoxidharzen deutlich“, sagte Hansjörg Schmidt-Kraepelin, Mitglied der BG-Bau-Geschäftsführung.
Die Epoxidharze und Härter können bereits nach wenigen Tagen Verätzungen und dauernde Hautallergien auslösen. Häufig unbekannt sind die Gefahren für die Gesundheit auch bei privaten Anwendern und Heimwerkern, die oft sorglos mit dem Werkstoff umgehen. Wie Prof. Dr. med. Johannes Geier vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) ausführte, schließt der IVDK aus den vorliegenden Untersuchungswerten, dass in Deutschland etwa 200.000 Menschen gegen Epoxidharz sensibilisiert sind, also allergische Reaktionen aufweisen. „Daher sind die Kenntnis der Gefahren sowie Schutzmaßnahmen im Beruf unerlässlich. Und im privaten Bereich haben Epoxidharze gar nichts zu suchen“, betonte BG-Bau-Gefahrstoffexperte Rühl. Denn Epoxidharze sind hochreaktive Chemikalien, für deren Umgang Fachkenntnisse notwendig sind. Unternehmen haben darauf zu achten, dass ihre Mitarbeiter die Vorgaben der Betriebsanweisungen und Sicherheitsdatenblätter beachten. Die Produktinformationen auf den Verpackungen und Gebinden müssen genau befolgt werden.
Insbesondere sei wichtig, einen direkten Hautkontakt mit Epoxidharzen zu vermeiden, das gelte auch für das Mischen der Komponenten Harz und Härter. Selbstverständlich müssen die Beschäftigten geeignete Schutzanzüge, wie Overall, Schutzhose oder eine Schürze, tragen, ebenso wie Schutzbrillen und spezielle Handschuhe. Bei lösemittelhaltigen Epoxidharzen sind oft nur Handschuhe aus Fluorkautschuk geeignet. Für die Arbeit mit lösemittelfreien Epoxidharzen empfiehlt die BG Bau spezielle Chemikalienschutz-Handschuhe, die mehrfach am Tag zu wechseln sind.
Erschienen in Ausgabe: 2015/5 | Seite 10