Digitalisierung - von Gastautor
Wieso BIM ein Thema für die Chefetage ist
Gastbeitrag von BIM-Experte Sven-Eric Schapke, think project!
München – „Building Information Modelling“ ist ein geflügeltes Wort – an ihm kommt in der Baubranche aktuell keiner vorbei. Insbesondere in der Bauindustrie ist der Einsatz von BIM-Methoden noch sehr unterschiedlich. Jedoch ist bereits heute klar, dass mittelfristig alle Unternehmen verschiedene BIM-Methoden beherrschen müssen, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden. Folglich muss BIM als Teil einer digitalen Transformationsstrategie angesehen und das Unternehmen auf den zielgerichteten Einsatz von BIM vorbereitet werden.
BIM und das große Potenzial, das es mit sich bringt, ist in aller Munde. Jedoch ist Building Information Modelling für eine große Mehrheit der deutschen Bauindustrie noch nicht Teil des Arbeitsalltags. Aktuelle Studien des McKinsey Global Institute (MGI) belegen: Digitale Methoden und schlanke Prozesse, die in anderen Branchen die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre vorangetrieben haben, sind in der deutschen Bauindustrie kaum angekommen.
Der Einsatz von BIM in Bauprojekten in Deutschland beläuft sich derzeit nur auf rund ein Fünftel des Marktes, wie der BIM Monitor 2017 von BauInfoConsult zeigen. Aus unserer Erfahrung konzentriert sich der Einsatz von BIM auch in diesen Projekten zumeist auf einzelne Bereiche, wie die Objektplanung oder die Angebotskalkulation.
Betrachtet man die Vorteile von BIM ist diese geringe Nutzung hierzulande verwunderlich. Mit BIM können die Qualität der Planungsinformationen maßgeblich verbessert und Bauprojekte effizienter und transparenter gesteuert werden. Firmen sparen letztlich Kosten und Zeit und können neue Leistungen auf erweiterten Datenbasis anbieten.
Dies liegt zum einen darin begründet, dass BIM ganz unterschiedliche Projektdaten in einheitlich strukturierten Modellen zusammenfasst. Zum anderen ist BIM auch eine kollaborative Arbeitsweise, die Projektbeteiligte dabei unterstützt, alle relevanten Projektinformationen während des gesamten Projektlebenszyklus abzurufen und direkt weiter zu nutzen. Dadurch kann auch über Unternehmensgrenzen hinweg eine transparentere und effektivere Projektzusammenarbeit hergestellt werden.
Um nicht vom Wettbewerb abgehängt zu werden, müssen sich Unternehmen rechtzeitig für eine digitale Transformation öffnen. Dies gilt natürlich branchenunabhängig. Für die Bau- und Immobilienwirtschaft sollte aber BIM im Zentrum eines ganzheitlichen Digitalisierungskonzeptes stehen. Die höhere Detaillierung und Qualität der Modellinformationen sind Voraussetzung für jede weitere Digitalisierung, zum Beispiel auch von Kalkulation- und Ausschreibungsprozessen oder der Logistik- und Produktionsprozessen. Um diese Digitalisierungspotentiale zu realisieren müssen BIM-Methoden im Unternehmen und bei Partnern zielgerichtet eingesetzt werden. Dieses erfordert eine digitale Strategie, die in der obersten Führungsebene erarbeitet werden muss. Allein mit dem Ausrollen neuen Software ist es beim Thema Digitalisierung und speziell BIM nicht getan. Die Einführung von BIM verändert nicht nur die Organisation der Planungsprozesse. Verschiedene internen Unternehmensbereiche sind hiervon betroffen. Zudem beruht BIM auf einer neuen Arbeitsweise für alle Projektbeteiligten – über Unternehmensgrenzen hinweg. Solch neue Arbeitsprozesse einzuführen und zu etablieren verlangt ein gezieltes Vorgehen. Die wesentlichen Bausteine einer BIM-Einführungsstrategie lassen sich grob in zwei Dimensionen unterteilen: auf der einen Seite stehen hier die Technik und die Daten, auf der anderen Seite befinden sich die Prozesse und die Mitarbeiter. Auf der technologischen Seite muss geklärt werden, welche Software eingesetzt werden muss. Neben der Software um BIM-Informationen zu erstellen (CAD) und zu prüfen (BIM Checker), benötigt es auch eine CDE-Software (Common Data Environment) zum Management der BIM-Informationen und Unterstützung der Projektzusammenarbeit. Es muss festzulegt werden, wie und wo die große Menge an Daten verwaltet werden soll. Um einen reibungslosen Informationsfluss und eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen allen Projektbeteiligten zu gewährleisten, müssen im Vorfeld Prozesse definiert werden. Wie in allen Managementaufgaben sind die Mitarbeiter letztlich der entscheidende Erfolgsfaktor. Um Building Information Management erfolgreich anzuwenden, müssen klare Verantwortlichkeiten festgelegt und entsprechende Kompetenzen aufgebaut werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Obwohl die deutsche Bauwirtschaft zurzeit boomt, muss die Branche dringend in ihre Zukunftsfähigkeit investieren. Und hierzu gehört auch der strategische Einsatz von BIM. Daher muss dieses Thema bei der Chefetage angesiedelt und mit hoher Priorität angepackt werden. Nur so kann der digitale Kulturwandel im Unternehmen vorangetrieben und somit die Vorteile von BIM wie Baukostenreduzierung und verbesserte Projektkommunikation voll ausgeschöpft werden.
Autor M.Sc. Sven-Eric Schapke ist als Business Development Manager BIM beim Münchner Technologie-Unternehmen think project! tätig. |
von Gastautor
Erschienen in Ausgabe: März 2018 | Seite 10