Wohnungsbau -
Wohnbauboom reicht zur Beseitigung der Wohnungsknappheit nicht aus
Jährlicher Neubaubedarf liegt bei 300.000 Wohneinheiten. Neubau auf Ballungszentren fokussiert
DBU/Berlin – Der Wohnungsbauboom hält an: Im ersten Quartal lagen die Auftragseingänge im Wohnungsbau neun Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraum. Dennoch zweifelt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), dass der Mangel an Wohnungen in den deutschen Ballungszentren kurzfristig beseitigt werden kann. Das teilte HDB-Präsident Prof. Thomas Bauer am 20. Mai in Berlin mit.
Laut aktueller Wohnungsbedarfsprognose, die das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) vorgelegt hat, besteht in der Bundesrepublik bis ins Jahr 2020 ein jährlicher Fertigstellungsbedarf von 272.000 Wohnungen. Der Hauptverband geht sogar von einem noch höheren Bedarf aus. Er berücksichtigt, dass in den Jahren von 2009 bis 2014 etwa 300.000 Wohneinheiten zu wenig in Deutschland gebaut worden sind. Legt man diesen „Nachholbedarf“ auf die kommenden Jahre um, „dürfte der Fertigstellungsbedarf eher bei jährlich 300.000 Wohnungen liegen“, sagte HDB-Präsident Bauer bei der Jahrespressekonferenz seines Verbandes. Tatsächlich wird in Deutschland nicht mal der Fertigstellungsbedarf erreicht, den das BBSR errechnet hat: 2014 wurden deutschlandweit 240.000 Wohnungen fertiggestellt, für das laufende Jahr werden 255.000 Wohnungsfertigstellungen erwartet.
Wohnungsbau treibt Wachstum
Der Hauptverband hat seine Jahresauftaktsprognose für den Wohnungsbau bestätigt. Nach wie vor erwartet die Bauindustrie ein nominales Umsatzwachstum im Wohnbausegment von drei Prozent. Gestützt werde der Aufwärtstrend im Wohnungsbau seit dem Jahr 2009 im Wesentlichen von vier Faktoren: die hohe Nettozuwanderung nach Deutschland (2013 sind 429.000 Menschen mehr nach Deutschland eingewandert als ausgewandert, 2014 stieg der Wanderungssaldo auf 470.000 Menschen), das niedrige Zinsniveau infolge der Finanzkrise, die steigende Zahl der Beschäftigten und das rege Interesse der Investoren, Geld in Immobilien anzulegen.
Doch mittlerweile konzentriere sich der Wohnungsbauboom auf den Mehrfamilienhausbau in den Ballungszentren, so der HDB. Die Zahl der genehmigten Ein- und Zweifamilienhäuser war im vergangenen Jahr sogar rückläufig (minus 2,2 Prozent), während die Genehmigungszahlen im Geschosswohnbau seit 2009 kräftig steigen – im vergangenen Jahr um neun Prozent.
Mehr Wohnungen genehmigt
Wie stark sich der Wohnungsbau auf die Ballungszentren konzentriert hat, lässt sich an den Baugenehmigungen ablesen. In Berlin wurden im vergangenen Jahr 14.131 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern genehmigt, 78,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Sachsens Hauptstadt Dresden stieg die Zahl der Genehmigungen im gleichen Segment sogar um 89,4 Prozent. Köln verzeichnete eine Zunahme von 50,5 Prozent, in München stieg der Wert um 26,1 Prozent auf 6.750 Wohneinheiten.
Erschienen in Ausgabe: Juni 2015 | Seite 1