Kommentar -
Zuerst zu Ende planen!
Kommentar von DBU-Redakteur Heiko Metzger
Die Posse um den Bau des neuen Berliner Hauptstadtflughafens BER ist um einen Akt reicher: Gleich dreimal binnen weniger Tage droschen die Schlagzeilen auf den BER-Flughafenbau ein.
Zunächst kam heraus, dass der Chefplaner der unbrauchbaren Entrauchungsanlage gar kein Ingenieur ist. Davon waren zuvor Flughafenverstand und Öffentlichkeit ausgegangen. Doch nichts da. Der Mann ist Bauzeichner-Geselle.
Kurze Zeit später fand ein Angestellter der Berliner Stadtreinigung vertrauliche Geschäftsakten zum Flughafenbau. Und zwar nicht zwei oder drei Din-A-4-Bögen, sondern einen ganzen Bauschutt-Container voll. Der Container stand am Straßenrand - mitten in Berlin.
Und dann trat noch Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn vor die Presse und teilte mit, der Flughafen würde weitere 1,1 Mrd. Euro verschlingen.
Und an dieser Stelle wird die Posse zum Politikdrama. Denn der Berliner Flughafen steht für eine Vielzahl öffentlicher Bauprojekte, deren Kosten und Zeitpläne in den vergangenen Jahren aus dem Ruder gelaufen sind.
Die „Kostenexplosion“ beim BER ist eben kein Einzelfall, sondern ein Fehler im System. Und der Fehler steckt im Vergabeverfahren.
Im aktuell gängigen Vergabeverfahren sind das Planen und das Bauen zu wenig mit einander verzahnt:
Zuerst wird dem Auftraggeber eine Reihe, mitunter tollkühner, Architektenentwürfe vorgelegt mit Kostenprognosen, die bloße Pi-mal-Daumen-Schätzungen sind. Aber genau zu diesem Zeitpunkt entscheidet das zuständige Gremium (Gemeinderat, Landes- oder Bundesparlament) über den Bau. Erst nach dem Baubeschluss beginnen die detailierten, technischen Planungen. Jetzt erst werden die „wahren Kosten“ ermittelt.
Das muss sich ändern!
Die Lösung für dieses Problem heißt, „kombiniertes Vergabeverfahren“. Bei diesem Verfahren erhalt der öffentliche Bauherr ein verbindliches Preis- und Terminangebot, auf das er sich verlassen kann.
Und genau das brauchen wir in Deutschland. Das würde das Ansehen von Politik und Bauwirtschaft stärken.
Die Lösung des Problems muss nicht erst noch entdeckt werden, wir müssen sie nur anwenden. Los geht´s!
(Eine ausführliche Darstellung des kombinierten Vergabeverfahrens finden Sie in unserer August-Ausgabe).